Springen wir noch einmal etwas zurück auf der Karte: Mit Überqueren der Ria de Ribadeo verlässt man Asturien und gelangt nach Galicien.
Der nördliche Küsten-Jakobswegverlässt in Ribadeo die Küste, um sich auf einer eher direkten Linie südwestlich den restlichen Weg nach Santiago zu bahnen. Ursprünglich dachten wir auch, dieser Linie zu folgen, aber dann hinterfragten wir die Idee (Berge, Wind, Regen) und beschlossen, noch weiter an der Küste zu bleiben. Durch Ribadeo flitzten wir nur kurz mit den Rädern – ein Sonntag war es und daher sehr voll, vor allem mal wieder die Kneipen.
Obwohl wir nun schon einige Wochen in Spanien unterwegs waren, verblüffte es uns noch immer, wie viele Leute (gefühlt alle) über den lieben langen Tag hinweg Alkohol in iihren Gläsern haben. Eine Flasche Wein gehört zum Mittagessen selbstverständlich dazu (nicht für uns!) und einen Apéro oder ein Bierchen zu sich zu nehmen, das geht schon so ab 10:00 Uhr vormittags. Nicht umsonst sind die Grenzwerte für den kritischen Alkoholkonsum in Spanien wesentlich niedriger als in Deutschland – sonst käme ja das öffentliche Leben zum Erliegen.
Nicht nur Grenz-Werte sind unterschiedlich, sondern auch bei Grenz-Übertritten ändert sich manches augenblicklich. „Pulpería“ – so der neue Name der einfachen oder auch edleren Tabernen und Lokale, in denen man auch Essen bekommt. Unter anderen „Raciones“ bekommt man hier den Pulpo (denn wie der Name sagt, sind die Lokale darauf spezialisiert) – den Tintenfisch, typisch galicisch zubereitet oder auch mit Venusmuschel und mehr. 220 Pulperías gibt es angeblich in Galicien. Wie so ein Pulpo auf dem Teller aussieht könnt ihr im Viveiro-Bericht nachlesen.
Zwei Nächte blieben wir an der Küste vor Foz. Ein kleines Hotel mit Pizzeria war für uns genau der passende Ort, um einen Erholungstag einzulegen – als der zweite Strich bei Katrins Coronatest dann erschien, wussten wir auch, dass es nicht nur wegen des Wetters die richtige Entscheidung war. Eine wunderschöne Küstenlinie mit Sandstränden und ausgewaschenen Felsformationen in Laufweite – und ein Regenbogen lässt sich in der Nähe der Unterkunft noch viel besser genießen.
Burela war die nächste Station unserer Weiterreise in kurzen Etappen – ein sehr spezieller Ort. Speziell, weil es ein Industrie-Fischerort ist. Hier steht mit 300 Schiffen die größte „Bonito-Flotte“ Spaniens. Die Beute „Bonito del Norte“ (weißer Thunfisch) wird hier weiterverarbeitet und nach ganz Spanien (und wahrscheinlich auch darüber hinaus) geliefert.
Auf den Straßen sahen wir plötzlich viele Menschen mit dunkler Hautfarbe (das fiel uns auf, weil es in Nordspanien bisher fast nie zu sehen war) und Indonesier (unter anderem am Geruch der Nelkenzigaretten zu erkennen). Wie wir herausfanden, kamen die ersten Migranten von den Capverden bereits 1973 (über Portugal), um in der Aluminiumindustrie zu arbeiten. Als diese zum Erliegen kam oder nicht mehr genügend Arbeitsplätze bot, mussten viele die Region wieder verlassen. Einige blieben und stiegen in die Thunfisch-Fischereiarbeit ein. Das war Ende der 70er Jahre. Aus dieser Gruppe weniger Männer wuchs über die Zeit dann eine Kapverdische Gemeinde von rund 500 Personen heran, weil es Arbeit gab und immer mehr Menschen aus Portugal zur Hochseefischerei in Burela dazustießen. Während die Männer in der Fischerei arbeiten, finden die Frauen Arbeit in Hotelerie und in Privathaushalten. Auch die Indonesier arbeiten auf den Fangflotten.
Nur 30 km galicisches Küstenradeln trennten uns noch von Viveiro, das wir dann – wie bereits ausführlich beschrieben – länger genießen durften. Eine tolle Küstenetappe: