Ein zweites Japan?

13.05.2010 (m) Überfahrt nach Busan (Südkorea)

Fast werden wir mit Handschlag verabschiedet! Nach vier Nächten im selben Internetcafé fühlt man sich fast ein bisschen heimisch. Wenn man morgens um kurz nach acht aus dem Böxle gekrochen kommt, auf dem Weg zur Toilette, vorbei an all den schlafenden Kriegern, die in der vergangenen Nacht wieder grandiose Schlachten mit ihren Fabelwesen in den Onlinewelten geschlagen haben. Gegen Morgen sind die Feldherren dann aber meist so erschöpft, dass sie nur noch nach hinten kippen, in ihren Luxus-Bürostuhl, und einfach ratzen – ganz real, im Hier und Jetzt. Weiter führt der Weg dann zur „Drink-Bar“, wo die Lebensgeister mit feinem Braunen aus der Maschine erweckt werden. Trotz aller Routine, die man schnell erlangt, das war sie also, unsere vorerst letzte Nacht in einem japanischen Internetcafé (-hotel).
In Fukuoka kennen wir uns dank der vergangenen Tage ziemlich gut aus und so stellt es uns vor keine allzu großen Probleme, noch einen großen Supermarkt (für die Verpflegung an Bord), einen Geldautomaten (tja, wieder mal Ebbe) und schließlich den internationalen Fährhafen (auf nach Korea!) zu finden. Erstaunlicherweise ist die Schlange am Ticketschalter erfreulich kurz und rasch sind zwei Zweite-Klasse-Tickets nach Busan erstanden. Da es verboten ist, die Räder als Handgepäck mit an Bord zu nehmen, müssen wir diese am Gepäckschalter für je acht Euro aufgeben. Dies erspart uns aber die übliche Schlepperei, was wir gerne annehmen. Ein paar Formalitäten noch, die im Wesentlichen darin bestehen, diverse Ausreise-, Einreise- und Zollformulare auszufüllen, und schon stehen wir dem japanischen Grenzbeamten Auge in Auge gegenüber. Baff, baff, zwei Stempel sausen nieder und wir lassen wieder mal ein Land hinter uns. Eigentlich geht alles viel zu schnell, um im Moment irgendwie melancholisch werden zu können. Denn schon stehen wir wie die Sardinen in einer Büchse, genannt Bus, und müssen uns panischer Japaner (drängel, drängel, ich muss als Erster auf die Fähre!) erwehren. Katrin bekommt einen Schweißausbruch nach dem anderen und wir zunehmend gereizter. So ähnlich, wie wenn ich friere eben. Schließlich ist aber auch die Gangway erklommen und wir lassen uns in unserem Tatamiraum nieder, der eigentlich für 12 Personen ausgelegt ist, glücklicherweise aber nur mit sieben Passagieren belegt ist. Eine Fünfjährige hüpft und rollt aber ziemlich oft und lange in der Kabine herum, so dass sie locker noch vier Passagiere ersetzt. Ein MP3-Player ist auch was Schönes. Das Meer ist im Gegensatz zu der Kleinen sehr ruhig und so können wir uns ein wenig Lektüre und Schreibarbeit widmen. Dass das Schiff einen Onsen an Bord hat, ist ja gewissermaßen selbstverständlich für ein japanisches. Diesen nutzen wir noch vor dem großen Ansturm, der wohl dann erfolgt, wenn alle ihre Habseligkeiten in den Kabinen verstaut und gegessen haben. Wir sind beide nur mit einer weiteren Person im heißen Wasser und genießen die anschließende Dusche. Wir wollen doch schön rein sein, wenn wir nach Südkorea rein wollen! Gegen 18 Uhr soll die Fähre die koreanische Halbinsel erreichen. Wir erwarten ein Land, das sich in vielen Details so präsentieren dürfte wie Japan. Ob es tatsächlich so ist? Wir lassen es euch bald wissen.

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