So lang, so tief, so steil, so schee!

27.07.2010 (k) Laerdal – Gudvangen mit der Fähre

Anstatt also wie geplant heute nur die Kurzstrecke über den Fjord nach Kaupanger zurückzulegen, um dann morgen mit einem Passagierschiff den Sognefjord (angeblich der längste Fjord der Welt) bis Bergen hinauszufahren, haben wir beschlossen, die Fähre erst an ihrem Ziel Gudvangen zu verlassen, denn dann werden wir den berühmten Naeroyfjord durchfahren haben, der aufgrund seiner perfekten Fjordform in dieser einzigartigen Landschaft auf die Liste der Unesco im Bereich Weltnaturerbe gesetzt wurde. Beim Blick auf die Karte ist mir das gestern Abend aufgefallen und ich dachte mir, dass man doch bei solch einem Kaiserwetter, wie es gerade herrscht, nicht diese Chance vertun darf. Um 11.10 Uhr legt die kleine Autofähre, die Räder kostenlos transportiert, in Laerdal ab. Gut 45 Minuten gleiten wir gemütlich dahin und genießen den freien Blick auf den Fjord, ehe es in Kaupanger eine Touristenzuladung gibt. Wie die Wilden stürmen die Reisegruppen (Schwaben und Spanier) das Schiff, raffen Stühle und bringen sich eifrig vor uns (die wir auf einer Bank auf dem Deck sitzen) in Position. Mit dem besten Blick an vorderster Front, so glauben sie, sitzen sie da, binden sich noch eilig ihre bunten Halstücher und schließen die Reißverschlüsse der beigen Fjäll-Räven Anoraks. Schon legt das Schiff ab – und es dauert doch geschlagene fünf Minuten bis auf breitestem Schwäbisch der Groschen fällt: „jetzted semma doch widda ganz hinda!“ Wir können uns das Lachen nicht verkneifen. Aber sie wissen sich zu helfen. Die Aluminiumstühle werden zackig um 180 Grad gedreht – jetzt sehen sie wenigstens uns. „Hallöle!“. Über die Lautsprecher erhalten wir ständig aktuelle Touristeninformationen über die Tiefe des Sognefjords (mit 1300 Metern der tiefste Fjord überhaupt), die Namen der Wasserfälle und Dörfer am Ufer, die nur mit dem Boot erreichbar sind, und die Möglichkeiten Delphine und Seelöwen zu sehen. Delphine springen tatsächlich ein paar in der Ferne, aber Robben zeigen sich keine. An der Verzweigung des Sognefjords, an der wir nach rechts in den Naeroyfjord biegen, geht es linkerhand in den Aurlandsfjord mit dem berühmten Zielort Flam. Teilweise nur 300 Meter breit ist die Wasserlinie, auf der wir uns befinden und die gewaltigen, fast senkrecht aufragenden Berge haben eine Höhe von bis zu 1800 Meter. So lang, so tief, so steil, so schee! Um 14.30 Uhr legen wir in Gudvangen an, einem Nest, das wohl in erster Linie vom Tourismus lebt, denn der „Welterbe-Cruise“ ist ein Ausflug der Superlative, der von unzähligen Reiseunternehmen angebo(o)ten wird. Das simulierte Wikingerdorf samt Wikingerschiff ist dementsprechend gut besucht, uns reizt allerdings mehr der kleine Supermarkt, der sich hier glücklicherweise auch findet. Selbstgebrutzelte Hamburger wird es geben, so wie einst zum WM-Halbfinale. Von den drei Campingplätzen wählen wir den „mittleren“ und stellen unsere Tuchhäuser zwischen E 16 und den imposanten Felswänden des Fjordtals auf den Rasenplatz, nahe beim Tischchen, versteht sich.

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