Die Karawane stoppt ungewollt

06./07.09.2009 (m) – Katrins Halsweh hat sich dann über Nacht in eine richtige Erkältung verwandelt. Kopfweh und Mattigkeit begleiten das rinnende Wasser aus der Nase. Nach kurzem Abwägen wird die Rezeption verständigt, ein weiterer Tag gebucht und der Gesundheitsschlaf fortgesetzt. Als ich dann später die Morgentoilette aufsuche gesellt sich gleich noch ein weiteres Argument dazu, heute nicht auf das Rad gestiegen zu sein. Ich erspare mir hier weitere Ausführungen. Na super, kaum zwei Etappen gefahren, schon herrscht Stillstand. Ein positiver Aspekt ist wenigstens zu finden: es gibt weitaus schlimmere Orte, an denen man krankheitsbedingt verweilen muss, als das Longbillon Hotel in Jimisar. Die Zimmer sind fast luxuriös, das Personal überaus freundlich und der Preis mit 15 Euro für ein DZ mehr als angemessen. So quälen wir uns mehr schlecht als recht über den Tag und schauen im chinesischen Fernsehen die US Open und andere mehr oder weniger unterhaltsame Sportsendungen.

Gegen Abend hat sich mein Verdauungstrakt beruhigt und auch Katrin fühlt sich stark genug, auf eine kleine Stadtrunde zu gehen. Wir müssen Wasser kaufen, Geld abheben und mal ein Lebenszeichen per gutem altem Telefon nach Hause absetzen, nachdem hier ja weder Internet noch Handy einen Mucks machen. Allerdings haben wir nur in Sachen Wasser Erfolg. Das Abendessen fällt mit zwei Päckchen Nudelsuppe kärglich aus, dafür gibt es zum Film (von Festplatte auf dem zimmereigenen PC) noch ein Tütchen Chips. Morgen früh soll dann aber wieder geradelt werden…

…was jedoch nichts wird. Katrin hat abends schon Fieber und einen fiesen Husten. Gegen morgen steigt ihre Temperatur gar auf fast 39° – an ein Weiterfahren ist nicht zu denken, zumal wirklich harte Etappen mit stets deutlich über 100km und langen Anstiegen folgen. Der Zimmerarzt (ich) verordnet Wadenwickel, eine Tablette Paracetamol Comp. und später am Morgen auch ein Antibiotikum, denn der Husten und das Fieber sind wirklich etwas besorgniserregend. Also klopfen wir lieber gleich mal tüchtig auf die kleinen Erregerchen drauf, dass sich hier nichts festsetzt oder weiter verschlimmert. Gegen Mittag mache ich mal alleine los und es gelingt mir tatsächlich ohne ein Wort Chinesisch sehr schmackhafte gebratene Nudeln und eine Suppe mit Rindfleisch, Nudeln, Tofu und allerlei leckeren Kräutern ins Hotel zu bugsieren, wo die stärkende Mahlzeit eingenommen wird. Nach dem jetzigen Stand werden wir mindestens noch einen weiteren Tag hier verweilen müssen, was aber stark von Katrins Husten und dem Verlauf der Fieberkurve abhängt. Somit sind wir dann fast eine Woche in Jimisar – das dürfte einsamer Rekord für Nicht-Chinesen sein. Ich werde mich – sobald wieder Internet verfügbar ist – umgehend an das Guinness-Buch der Rekorde wenden.

Related posts

Zugtickets Hami

Seidenstraße adé

Jiaozi-Tag

Diese Website verwendet Cookies, um Ihr Erlebnis zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich dagegen entscheiden, wenn Sie es wünschen. Mehr