Na also, geht doch

09.09.2009 (m) – Jiminsar – Mulei: 107km, 550Hm

Nach einem weiteren Genesungstag gestern brechen wir heute früh auf – um 7 Uhr klingelt der Wecker. Bis die Räder beladen sind und der „Check-Out“ erledigt ist, schlägt die Uhr dann leider doch schon 8 Uhr. Aber immerhin. Schon um einiges früher als auf der letzten Etappe, die uns so viel Mühe bereitet hat. Die kühle Morgenluft, die aufgehende Sonne (wir fahren genau nach Osten) und der schwache Verkehr machen Lust auf mehr. Ich habe Katrin noch Schonung verordnet, da sie ja unter Antibiotika steht. Also fahre ich mit lockerem Tritt voran, um die Belastung niedrig zu halten. Am Straßenrand lässt sich das chinesische Landleben beobachten. Kleine Jungs und Mädels tappeln tapfer Richtung Schule, manch einer versucht es mit einem Mini-Fahrrad, das Schwesterchen auf dem Gepäckträger. Eselkarren, kleine Mofas und Lieferwagen – allesamt hoffnungslos überladen – tuckern die langen Geraden entlang, jeder wohl mit dem Ziel, ein bisschen was zu verdienen. Neben der Straße dampfen die Töpfe, kleine Stände, manchmal nur Decken werden mit Waren bestückt, fleißige Hände packen zu, hoffnungsvolle Augen warten auf Kunden. Und wir mittendrin. So vergeht die Zeit schnell und Kilometer um Kilometer kommen wir voran. Immer wieder überholen uns staunend Männer, Frauen, Kinder, manche stumm, so wundersam sehen die zwei Radler aus, manche fröhlich winkend, den Daumen nach oben als Zeichen der Bewunderung und der Anfeuerung.

Wir treten konstant in die Pedale und erreichen gegen 10.30 Uhr die Stadt Qitai. Wie schon in Jimisar leitet eine schier endlose, sechsspurige Straße in den Ort. Daneben noch ein Fahrrad- und ein Fußweg. Große Plakate und viele Baustellen geben eine Vorstellung davon, in welche Richtung sich die Städte hier entwickeln sollen. Große, moderne Wohnblocks, breite Straßen, viel Grün. Uns stellt sich nur die Frage, ob diejenigen, deren alte Häuser dafür weichen mussten, dann bei den neuen Wohnungen auch berücksichtigt werden. Die vielen Arbeiter auf den Baustellen, wohl Wanderarbeiter, werden dann schon wieder weg sein…

An einer großen Kreuzung sehen wir dampfende Bambuskörbe – das sieht nach Baozi aus. Wir schwenken ein, werden freundlichst willkommen geheißen und mümmeln kurz später je vier frische, luftige Baozi mit einer Gemüsefüllung (bisschen wie größerer Schnittlauch). Nach dem kurzen, aber nötigen Frühstücksstopp biegen wir wieder auf die Hauptstraße ein, die von da an bis zum heutigen Ziel kaum eine Kurve mehr macht. Noch nie sind wir so lange nur geradeaus gefahren. Die Straße ist jedoch beiderseits mit Bäumen bepflanzt, die uns fast die ganze Zeit über Schatten spenden. Bis zu einem kleinen Ort 40 km vor dem Etappenziel in Mulei. Ab hier steigt die Straße leicht, aber konstant an, die Bäume sind weg. So werden es noch einige schweißtreibendere Kilometer bis zum Ziel.

Auch Mulei wirkt sehr aufgeräumt, große Bauvorhaben sind auch hier sichtbar. Wir rollen ein wenig durch die Stadt und klappern diverse Hotels ab. In einer ruhigen Seitenstraße werden wir schließlich fündig und gönnen uns für 5 Euro Aufschlag die „Suite“. Zu unserer Verteidigung muss man anfügen, dass das „normale“ Zimmer übelst verraucht war. Die Leute im Hotel sind wieder einmal sehr aufgeschlossen und freundlich. Der Polizist schnappt sich noch schnell unsere Pässe und füllt geduldig zwei Formulare aus, ehe wir uns die wohlverdiente Dusche „abholen“.

Jimisar – Mori (Mulei)

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