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Einsamkeit in Japan

von sabbatradler
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14.04.2010 (m) – Kotohira – Iya Valley: 66km, 800Hm

Die Wetteraussichten versprachen eigentlich nicht viel Gutes. Umso größer ist die Freude natürlich, als wir am Morgen einen fast wolkenlosen Himmel vorfinden. Dazu bläst aber ein ziemlich kalter Wind. Wir packen uns gut ein und frühstücken in der Sonne. Die Straße steigt sogleich an, aber sehr sanft, in vielen Kehren dringen wir in die Berge der Insel Shikoku vor. Man weiß nicht so recht, wie man sich kleidungstechnisch verhalten soll, wärmt doch einerseits die Sonne, kühlt andererseits der Wind, verbunden mit der verschwitzten Kleidung schnell aus. Wieder einmal ein Kleidungsstücke-Wechsel-Dich. Das Sträßchen ist fantastisch. So schmal, dass kaum ein Auto darauf fahren kann führt es durch herrlichen Bambuswald, vorbei ein Schreinen und Tempeln, deren Holzkonstruktionen in der Sonne leuchten. Es ist so ruhig hier, dass man sich kaum vorstellen kann, im so dicht besiedelten Japan zu sein. Endlich haben wir eine Radelgegend gefunden, wo man tageweise in der Einsamkeit der Natur fahren kann! Wir freuen uns schon auf die geplante Route, die sich über weitere Pässe durch die Insel zieht. Immer Richtung Fuji, den wir uns als Zwischenziel gesetzt haben. Eine Teerschlange weist uns den Weg ins Tal, wo wir wieder auf eine dichtere Besiedlung, mehr Verkehr, aber auch einen prall gefüllten Supermarkt treffen, der uns alles Erforderliche liefert. Ein paar Kilometer müssen wir der Hauptstraße folgen, dann führt uns der GPS-Track davon weg, auf kleinste Nebensträßchen, die wir ohne den elektronischen Helfer niemals befahren könnten, da zu viele Abzweigungen unbeschildert sind. Ein weiteres einsames Tal durch eine herrliche Schlucht steht auf dem Programm. Das Wetter ist noch immer schön, nur die Kälte nimmt mit der tiefer wandernden Sonne zu. Es ist dennoch Genussradeln. Ganz sanft steigt auch hier die Straße nur an, folgt dem Fluss bergwärts. Angespornt von der gestrigen Erfahrung folgen wir gut drei Kilometer vor dem geplanten Campingplatz einem „Onsen“-Schild. Wir hoffen auch hier auf warmes Wasser in rauen Mengen und ein ebenes Plätzchen für unser Zelt. Leider wird die Mühe nicht belohnt, sind doch die Häuschen, die Zugang zur Wärme versprechen, fest verschlossen. Wir rollen das Seitental wieder hinab und schwenken auf unsere Route ein. Wenig später erreichen wir den Campingplatz, der tief unten am rauschenden, satt türkis farbenen Fluss liegt. Er sieht sehr verlassen aus und wir machen uns keine allzu große Hoffnung, hier auf eine warme Dusche zu treffen. Ich traue dem Wetter für morgen außerdem nicht und schlage vor weiterzufahren, um vielleicht doch noch ein Onsen zu erreichen. Weitere fünf Kilometer später ist das auch der Fall: Ein Hill-Top-Onsen, der edelste der Region. Man wird mit einer Seilbahn tief nach unten in die Schlucht gefahren und kann dort dem dampfenden Nass frönen. Dem Komplex ist ein Hotel angeschlossen. Alles wirkt sehr einladend, komfortabel und gemütlich. Vorsichtig erkundige ich mich nach dem Preis. Inklusive Abendessen und Frühstück käme der Spaß auf 120 Euro. Pro Person, versteht sich. Obwohl wir müde sind und frieren, verzichten wir dankend darauf. Von hier geht es ohnenhin nur noch bergab, bis zu der Stelle, an der wir unsere letzte Chance für heute wähnen. Volltreffer! Direkt neben der Straße, leicht unterhalb, am Fluss, sehen wir die Parzellen eines Campingplatzes. Er ist nicht geöffnet, aber das macht nichts – so ist er zudem noch kostenlos. Nur 500 Meter weiter oben thront ein öffentlicher Onsen mit angeschlossenem Restaurant und Hotel. Mit Sack und Pack fahren wir zur heißen Quelle, verstauen alles auf den Schließfächern (die Fächer bieten nur Platz für ein Paar Schuhe), löhnen acht Euro Eintritt und verschwinden in den Katakomben. Es ist einfach nur genial! Die Bade-Landschaft ist hier noch viel größer als gestern, verschiedene Becken mit unterschiedlichen Temperaturen sind geboten, ein Außenbecken, Sauna und verschiedenste Duschen. Natürlich gibt es auch wieder die kleinen Waschstellen, wo Shampoo, Seife und sogar Rasierschaum bereit stehen. Aus einem kleinen Automaten lassen sich Rasierklingen ziehen – so leicht ging eine Rasur selten. Nach dem kalten Tag kann man sich kaum etwas Besseres vorstellen als ein ausgiebiges Bad dieser Art!

Katrin und ich treffen uns im Vorraum wieder, von wo wir ins Restaurant gehen und uns eine Schüssel heiße Udon schmecken lassen. Als das Restaurant gegen 21 Uhr schließt, packen wir unsere Säcke, beladen die Räder und rollen hinab zum Stellplatz. Schnell ist das Zelt errichtet und wir wickeln uns in die Schlafsäcke ein. Kurz darauf setzt der Regen ein.

14Apr2010

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