Entschleunigung in Lissabon

Seit fast einer Woche sind wir nun in Lissabon! Unser perfekter Gastgeber Gunnar ist sehr besorgt um unser touristisches Wohlergehen und fragt täglich: „Was macht ihr morgen?“ Unsere Standardantwort: „Hm, mal sehen. Wissen wir noch nicht.“ Das liegt daran, dass wir es derzeit einfach genießen, uns treiben zu lassen, Kaffee zu trinken, zu bummeln, zu planen. Es ist im Moment mehr ein „zu Hause-Gefühl“ denn ein Reise-Gefühl. Wir fühlen uns geborgen, wir kochen, sitzen abends zusammen, lachen, lesen, helfen Gunnar ein bisschen bei seiner Arbeit im Büchervertrieb für DaZ- und DaF-Werke für den portugiesischen Markt.

Und nachdem wir stark annehmen, dass wir uns auf unserer weiteren Reise durch die Emirate, den Oman und vielleicht auch den Iran noch ganz oft fremd fühlen werden, genießen wir das hier gerade umso mehr.
Trotzdem haben wir natürlich was unternommen. Wir streiften durch die Gassen des Barrio Alto, der Baixa und der Alfama, aßen gegrillten Bacalhau und besuchten Gunnar im Goethe-Institut. Wir radelten zum Seefahrerdenkmal in Belem und quer über die zahlreichen Hügel der Stadt, vorbei an Aussichtspunkten, Basilikas und durch Parks, zurück nach Telheiras, wo Gunnar wohnt.

Wir besuchten das Europa-League-Spiel von Sporting Lissabon gegen den albanischen „Topklub“ Skanderbeu! Das 5:1 des Heimteams bejubelten wir in lockerer Athmosphäre zwischen glücklichen und Espresso trinkenden Familienvätern, Jugendlichen, Kindern, Frauen und Freundinnen. Wir gingen auf Fotosafari, genossen immer wieder leckeren „Pingado“ oder ein „Pastel de Belem“. Letzteres sind sehr berühmte und extrem leckere Törtchen: außen knusprig, innen gefüllt mit verführerischer Vanillecreme. Wir entdeckten in einer Seitengasse der Hauptstraße, einem Teil, in dem zahlreiche Einwanderer leben, ein kleines tibetisches Restaurant und aßen uns quer durch die Karte – tja, wenn wir auf asiatisches Essen treffen, dann gibt‘s kein Halten mehr. Ein Glück, leben in Dubai Menschen aus 90 Nationalitäten. Da werden wir schon auch was finden.

Da wir gerade wieder bei Dubai sind – warum fahren wir da jetzt hin? Und vor allem: wie?
Eigentlich wollten wir ja Mitte Dezember vorübergehend zu Hause sein. Eigentlich. Katrin spielte immer schon mit dem Gedanken, noch nach Marokko rüber zu schauen. Ich fand die Idee nicht so toll, sie alleine, als Frau, in einem muslimischen Land. Daher schrieb sie ihren Onkel Friedeger an, ob er sie nicht begleiten würde. Der sagte zu. Als sich Katrin dann noch mehr eingelesen hatte, stellte sie fest, dass es zu dieser Jahreszeit in Marokko ganz eklig sein kann, so kalt und feucht und so. Kurzerhand wurde das Vorhaben wieder abgeblasen. Friedeger schrieb dann in seiner Antwortmail, dass er schon immer noch Zeit und auch Lust hätte, bis Mitte Januar und ob es denn keine anderen Winterziele gäbe. Und dann surfte ich ein bisschen im Internet und hatte plötzlich ein Angebot von AIDA auf dem kleinen Smartphone-Schirmchen. 329 Euro pro Person, non-stop, 12 Tage, Mallorca – Dubai. Wenige Stunden später klickte ich auf „Buchung abschließen“. Wirklich lange hatten wir da logischerweise nicht überlegt. Aber weil wir in unseren zurückliegenden Reiseplanungen den Oman schon mal auf der Liste hatten, wussten wir so ungefähr, was wir dort machen wollen würden. Ja, und der Preis für den Transport dahin, der war natürlich heiß. In den Stunden und Tagen nach der Buchung sickerte aber so langsam durch, was wir da getan hatten. Wir zwei, auf ein Kreuzfahrtschiff? Mit Hunderten anderen? Ein Clubschiff? Cluburlaub? Oh jeee! Dann noch eine fensterlose Innenkabine! Was geht mit uns? Nach wie vielen Tagen werden wir spätestens komplett ausflippen beim Kampf am Buffett? Das wird spannend. Wir versuchen da jetzt mal locker ranzugehen. Immerhin gibt es Leute, die dafür viel, viel mehr zahlen, lange darauf sparen, sich darauf freuen…Letzteres versuchen wir jetzt auch einfach mal. Über diese Fahrt gibt es dann auf jeden Fall eine ausführlich dokumentierte Selbstversuchs-WELTfolge!
Somit steht auch fest: Wir werden Lissabon wieder verlassen (müssen). Wann das sein wird und wie wir nach Palma de Mallorca an den Abfahrtshafen gelangen, das lest ihr in Kürze an dieser Stelle.

Update: Aida macht gerade auf blöd und meint, wir könnten unserer verpackten Räder nicht mit in unsere Kabine nehmen. Unfassbar sowas! Na, wir werden sehen, ob wir schließlich am 08.11. mit diesem Schiff von Palma nach Dubai starten – oder ob sie uns tatsächlich draußen stehen lassen.

Update 2: Glücklicherweise arbeiten bei AIDA Leute, die unsere Mails an sie wirklich auch lesen und Verständnis für unsere besondere Situation zeigen. Will heißen, die Räder dürfen an Bord! Das Abenteuer Oman kann also stattfinden!

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