04.06.2010 (k) Miyun Reservoir – Liulimiao: 47 km, 650 Hm
Gerade sind wir im Begriff zum Frühstücksbüffet zu gehen, das heute angeblich stattfindet, weil ja jetzt ein paar Leute hier übernachten. Da hören wir Schritte die Treppe zu uns heraufkommen. Vor dem Zimmer steht strahlend unsere Frühstückslieferantin. „Here is your breakfast!“ Reisschleim, ein paar Baozi, Gemüsesalat, ein Maiskolben, gekochte Eier und heiße Milch finden ihren Platz auf dem Nachttisch. Uns wäre es lieber gewesen, heute vom Büffet zu wählen, dann hätten wir einfach unseren Teller voller Baozi geladen. Aber wahrscheinlich waren wir einen Tick zu langsam. Da die Lieferzeit gestern und vorgestern 8.00 Uhr war, haben die Leute hier vielleicht noch eine Viertelstunde gewartet und dann vermutet, dass die Langnasen wahrscheinlich mal wieder nichts kapiert haben, weil sie nicht zum Frühstück erscheinen (das aber eigentlich bis 9.30 geht). Schnell wurden zwei Sets zusammengestellt und geliefert. Man will ja alles recht machen.Satt macht der Schleim schon, auch wenn es mit Abstand das Langweiligste ist, was man sich zum Frühstück vorstellen kann. Man koche Reis in zu viel Wasser, lasse ihn auf lauwarm abkühlen und genieße ihn dann mit einem Löffel. Dagegen schmeckt jedes Porridge wie ein Seitenbacher Müsli.Heute schaffen wir immerhin den Absprung. Sichttechnisch sind die Voraussetzungen allerdings nicht viel besser als die letzten Tage. Es ist extrem diesig. Immerhin sehen wir die Berge, die nahe genug stehen. Nach ein paar Kilometern treffen wir auf den Bai-Fluss, wo er gerade aus der Schlucht kommt. Wir schrauben uns aufwärts immer tiefer in diese hinein. Der Verkehr hat langsam abgenommen, in der Schlucht kommt nur alle Viertelstunde ein Auto. Die Straße ist neu, mit vielen Rastplätzen, die liebevoll mit Natursteintischchen und –hockern angelegt wurden. Olympische Pflastersteinringe deuten darauf hin, zu welchem Anlass das Ganze hier neu gemacht wurde. Die Schlucht ist wirklich sehr schön. Hoch ragen die steilen, bewucherten Felsen hinauf, der Fluss hat sich tief unter uns seine Kurven in die Landschaft gefräst. Von einigen Stellen kann man die Schleifen von oben toll sehen. Einzig die trübe Fernsicht ist etwas bedauerlich, denn an den milchigen Schatten lässt sich erkennen, dass hier eindrucksvolle Berge stehen würden, die das Gesamtbild sicher noch faszinierender machen würden. Trotzdem freuen wir uns. Das gab es schon länger nicht mehr: eine leere Straße, die sich schön nach oben schlängelt, kaum Menschen und eine grandiose Landschaft. Sehr lohnenswert, dieser Abschnitt. Nach 45 Kilometern treffen wir auf eine Hauptstraße und wenig später stehen wir im Ort Liulimiao. Wir stocken die Vorräte an Getränken und Notsuppen auf, da wir nicht wissen, ob wir heute vielleicht auch wieder in einem teureren Resort landen werden. Als wir alles eingepackt haben, kommt uns der Gedanke, vielleicht auch einfach hier in einem günstigen Gästehaus zu bleiben. Wir fragen und wie so meist: das „lüguan“ ist direkt das Haus nebenan. Für 80 Yuan ziehen wir ins Doppelzimmer ein. Es ist noch so neu, dass weder Fernseher noch Telefon oder Schränkchen darin sind. Doch wer braucht das schon? Das Bad sieht allerdings lustigerweise schon wieder aus, als habe es ein paar Jahre auf dem Buckel. Eifrig baut unsere Gastgeberin die beiden Einzelbetten zu einem Doppelbett zusammen (da ich gefragt hatte, ob sie auch Zimmer mit Doppelbetten hat), bezieht alles mit einem großen grünen Leintuch mit bunten Eiern darauf, liefert Klopapier und eine große Kanne „kai shui“ (heißes, abgekochtes Wasser) sowie zwei Pappbecher in pinken Plastikhaltern, damit man sich die Finger beim Trinken nicht verbrennt. Ach, wie werde ich diese Kleinigkeiten vermissen! Unsere Räder finden ihren Schlafplatz im Nebenhaus zwischen Säcken voller Getreide und Körben voller Maiskörner. Das Zimmer liegt nach hinten hinaus und so können wir durch einen Blick aus dem Fenster von oben am chinesischen Dorfleben teilhaben und eine tolle Aussicht auf die Berge genießen.
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04.06.2010 (k) Miyun Reservoir – Liulimiao: 47 km, 650 Hm
Gerade sind wir im Begriff zum Frühstücksbüffet zu gehen, das heute angeblich stattfindet, weil ja jetzt ein paar Leute hier übernachten. Da hören wir Schritte die Treppe zu uns heraufkommen. Vor dem Zimmer steht strahlend unsere Frühstückslieferantin. „Here is your breakfast!“ Reisschleim, ein paar Baozi, Gemüsesalat, ein Maiskolben, gekochte Eier und heiße Milch finden ihren Platz auf dem Nachttisch. Uns wäre es lieber gewesen, heute vom Büffet zu wählen, dann hätten wir einfach unseren Teller voller Baozi geladen. Aber wahrscheinlich waren wir einen Tick zu langsam. Da die Lieferzeit gestern und vorgestern 8.00 Uhr war, haben die Leute hier vielleicht noch eine Viertelstunde gewartet und dann vermutet, dass die Langnasen wahrscheinlich mal wieder nichts kapiert haben, weil sie nicht zum Frühstück erscheinen (das aber eigentlich bis 9.30 geht). Schnell wurden zwei Sets zusammengestellt und geliefert. Man will ja alles recht machen.
Satt macht der Schleim schon, auch wenn es mit Abstand das Langweiligste ist, was man sich zum Frühstück vorstellen kann. Man koche Reis in zu viel Wasser, lasse ihn auf lauwarm abkühlen und genieße ihn dann mit einem Löffel. Dagegen schmeckt jedes Porridge wie ein Seitenbacher Müsli.
Heute schaffen wir immerhin den Absprung. Sichttechnisch sind die Voraussetzungen allerdings nicht viel besser als die letzten Tage. Es ist extrem diesig. Immerhin sehen wir die Berge, die nahe genug stehen. Nach ein paar Kilometern treffen wir auf den Bai-Fluss, wo er gerade aus der Schlucht kommt. Wir schrauben uns aufwärts immer tiefer in diese hinein. Der Verkehr hat langsam abgenommen, in der Schlucht kommt nur alle Viertelstunde ein Auto. Die Straße ist neu, mit vielen Rastplätzen, die liebevoll mit Natursteintischchen und –hockern angelegt wurden. Olympische Pflastersteinringe deuten darauf hin, zu welchem Anlass das Ganze hier neu gemacht wurde. Die Schlucht ist wirklich sehr schön. Hoch ragen die steilen, bewucherten Felsen hinauf, der Fluss hat sich tief unter uns seine Kurven in die Landschaft gefräst. Von einigen Stellen kann man die Schleifen von oben toll sehen. Einzig die trübe Fernsicht ist etwas bedauerlich, denn an den milchigen Schatten lässt sich erkennen, dass hier eindrucksvolle Berge stehen würden, die das Gesamtbild sicher noch faszinierender machen würden. Trotzdem freuen wir uns. Das gab es schon länger nicht mehr: eine leere Straße, die sich schön nach oben schlängelt, kaum Menschen und eine grandiose Landschaft. Sehr lohnenswert, dieser Abschnitt. Nach 45 Kilometern treffen wir auf eine Hauptstraße und wenig später stehen wir im Ort Liulimiao. Wir stocken die Vorräte an Getränken und Notsuppen auf, da wir nicht wissen, ob wir heute vielleicht auch wieder in einem teureren Resort landen werden. Als wir alles eingepackt haben, kommt uns der Gedanke, vielleicht auch einfach hier in einem günstigen Gästehaus zu bleiben. Wir fragen und wie so meist: das „lüguan“ ist direkt das Haus nebenan. Für 80 Yuan ziehen wir ins Doppelzimmer ein. Es ist noch so neu, dass weder Fernseher noch Telefon oder Schränkchen darin sind. Doch wer braucht das schon? Das Bad sieht allerdings lustigerweise schon wieder aus, als habe es ein paar Jahre auf dem Buckel. Eifrig baut unsere Gastgeberin die beiden Einzelbetten zu einem Doppelbett zusammen (da ich gefragt hatte, ob sie auch Zimmer mit Doppelbetten hat), bezieht alles mit einem großen grünen Leintuch mit bunten Eiern darauf, liefert Klopapier und eine große Kanne „kai shui“ (heißes, abgekochtes Wasser) sowie zwei Pappbecher in pinken Plastikhaltern, damit man sich die Finger beim Trinken nicht verbrennt. Ach, wie werde ich diese Kleinigkeiten vermissen! Unsere Räder finden ihren Schlafplatz im Nebenhaus zwischen Säcken voller Getreide und Körben voller Maiskörner. Das Zimmer liegt nach hinten hinaus und so können wir durch einen Blick aus dem Fenster von oben am chinesischen Dorfleben teilhaben und eine tolle Aussicht auf die Berge genießen.
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