07.08.2012 St.Etienne-sur-Tinée – Jausiers
Hoch konzenrtiert geht die Truppe heute an den Start. Dirks Reißverschluss ratscht gefühlte zwei Stunden früher als sonst. Jedenalls schlummere ich noch tief, als mich die Stimme meines Reisepartners aufschreckt. Sein Zelt ist schon in der Tasche verschwunden, der Esel fast abfahrbereit. Geschwind schäle ich mich heraus und pferche mein Zeug in die gewohnten Nischen meiner Taschen. Die Sonne steht dann aber doch schon wieder bedrohlich hoch am Himmel, als wir in einer kleinen Seitengasse, Pain, Pizza und Brownie mit dem geliebten Grand Crème hinuterspülen. Die beschauliche Athmospähre in dem kleinen Dörfchen gefällt uns so gut, dass wir gernen länger bleiben würden, doch der Cime ruft. 1700 Höhenmeter müssen wir von hier an emporkurbeln. Wir sind mental jedoch fit, gut gestärkt und der Beginn des Tals hält noch einiges an Schatten bereit. Am Ende des Tinée-Tals schwenkt die Straße nach Westen und von hier an erleichtern einige Serpentinen den Aufstieg. Auch die Landschaft wird immer reizvoller, was den Geist von den Beinen zunehmend löst. Die Gebirgslandschaft ist schroff und rauh und zeichnet sich vor dem stahlblauen Himmel beeindruckend ab. Die Luft hier oben ist angenehm kühl und der Wind bläst meist von hinten. Der letzte Abschnitt bis zum Pass verlangt noch mal Stehvermögen. 450 Höhenmeter auf 7 Kilometer, den Pass stets vor Augen, langgezogene Kurven am Hang entlang. Insgesamt aber ein sportlicher und landschaftlicher Höhepunkt, der jeden Augenblick der Mühe wert ist. Oben angelangt zweigt die Straße ab, nach rechts geht’s ins Tal, nach links zweigt die Zusatzschleife zum Cime de la Bonnet ab, die in einer monstersteilen Rampe von über 13% zum Parkplatz führt, an dem alle „normalen“ Touristen dann auch mal ihre Blechschüsseln verlassen und „todesmutig“ ein paar Steinstufen zum Aussichtspunkt hinaufstapfen. Wir lassen das Gepäck am Abzweig und drehen die Ehrenrunde ohne zusätzlichen Ballast nacheinander. Wieder einmal schalten wir auf Abfahrtsmodus und cruisen in einer schier endlosen Abfahrt gen Tal. In sengender Nachmittagshitze erreichen wir Jausiers. Die gestrenge Mutter des vorsinntflutlich anmutenden Platzes empfängt uns kühl, was bei den Temperaturen an sich wünschenwert wäre, in punkto Willkommensgefühl jedoch eher negativ ausschlägt. Die Duschhäuschen drohen jeden Moment im Moder zusammenzubrechen. Dennoch erdreistet sich die Dame, für warmes Wasser extra 1€ zu verlangen. Ich dusche kalt, ist eh heiß genug hier. Großzügigerweise weist sie uns dann auch noch einen Platz in der Sonne zu, die anderen seien bereits „reservée“ für Campervans. Na ja, wir bauen schnell auf, nutzen die Wasserstelle, die genau am Zelt steht und rauschen dann ab ins Dorf, wo ein Café ausreichend schattige Plätze bietet und zudem eisgekühlten Rosé serviert. Hier lassen wir die Seele baumeln, ehe wir später am Abend einkaufen gehen. Der kleine Markt hat viel zu bieten und so kochen wir vorzügliches Curry mit Reis, genießen ein kühles Bierchen dazu und runden mit einer süßen Leckerei ab. Der Abend bringt angenehme Kühle und der zuvor noch straffe Wind legt sich mehr und mehr. Ein weiterer Sommerabend en France.