Was isst man während einer Woche auf einer Zugfahrt von Peking nach Moskau? Sicher keine 21 Instant-Nudelsuppen. Also machen wir uns auf dem Weg zu einem „Western“-Supermarkt in Peking. Wir haben die Adresse aus dem Internet. Wir radeln über mehrspurige, nagelneue Ein- und Ausfallstraßen mit überbreiten Fahrradspuren, auf verschlungenen Wegen unter Brücken hindurch, vorbei an Partei-Prachtbauten, westlichen Cafés und Restaurants, über Fußgängerbrücken, von denen gerade wieder einmal fliegende Händler vor der Polizei und deren Videokameras flüchten, in eine kleine Gasse: кондитерской ‚Пушкинъ‘ летом можно отведать чудесные легкие летние десерты от признанного мастера … oder zumindest so ähnlich. Wir werden auf russisch gegrüßt und plötzlich scheinen wir aus Peking, aus China verschwunden zu sein. Russische Spaziergänger, russische Pärchen in der Fahrradrikscha, russische Touristen mit riesigen Kameras, russische Geschäfte, pelzverarbeitendes Gewerbe, luxuriöse Hotels und Boutiquen: Little Russia! Inmitten von Russland finden wir den gesuchten Supermarkt. Jenny Lou`s. Die Kundschaft: Russen. Das Warenangebot ist jedoch international. Vom Illertaler Käse über Nutella und Brie bis zu Kühne`s Gurken. Das alte chinesische Männlein mit dem grauen Bart und den antiken Krücken vor dem Laden hat sich auch schon angepasst: „Hello, money, money, money, money!“ Unser Weg zurück führt uns an den Botschaften von Indien, Österreich, der Mongolei, Frankreich und Kuba vorbei, zurück in den kleinen Hutong in der Nähe des Bahnhofs. Es faucht aus den Küchen, riecht nach Gans und Gully. Der Getränkeverkäufer hat sein Hemd über den Bauch geschlagen und streichelt seine Wampe. Willkommen zurück in China.
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