Home China (Qinghai) Organisation ohne Erfolg

Organisation ohne Erfolg

von sabbatradler
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16./17.09.2009 (m) – Nach der anstrengenden Zugfahrt schlafen wir erst mal aus und gehen dann mit den Rädern auf eine kleine Stadtbesichtigung. Zhangye ist eine Kleinstadt mit der typischen chinesischen Anlage (Straßen im Schachbrettmuster), weist aber einige schöne Ecken – wie einen großen, zentralen Platz mit viel Grün, chinesische Tempel und sogar ein richtiges Café – auf. Hier kann man es gut eine Weile aushalten. Müssen wir auch, da wir hier unser Visum verlängern wollen. Und so machen wir uns auch schell zur örtlichen Polizeistation auf. Katrin sagt ihr Sätzlein auf und man schickt uns in den fünften Stock, wo uns ein etwas fetthaariger, netter Mann nach einigen Telefonaten und Geblättere in unseren Pässen zu verstehen gibt, dass wir hier falsch sind. Er schreibt uns die richtige Adresse in Chinesisch auf einen Zettel – wir sollen ein Taxi da hin nehmen. Aber erst morgen – heute: busy!

Und warum das so ist, merken wir, als wir die Adresse trotzdem aufsuchen, um uns morgen das lange Suchen zu ersparen: heute ist Polizeiparade. Das heißt, so gut wie alle Einheiten marschieren eine endlos lange Straße entlang – wie in schönsten kommunistischen Zeiten. Dem Fußvolk folgen alle Polizei-Motorräder, dann der gesamte Fuhrpark. Sehr beeindruckend das Ganze!

Wir finden das Büro schließlich (wir haben einfach an jeder Straßenecke den Zettel mit der Adresse einem anderen Passanten unter die Nase gehalten, bis wir an Ort und Stelle waren), doch werden wir gleich von der Pförtnerin abgewiesen – morgen. So verstreicht der Nachmittag mit Internet (endlich mal wieder ;-)), Kaffee trinken und natürlich der einen oder andern Form der Nahrunsaufnahme…

Ein abendlicher Spaziergang zur Piazza hält gleich zwei besondere Erlebnisse bereit. Auf der einen Seite versammeln sich Hunderte Passanten (die meisten davon Frauen), um vor der Kulisse eines neunstöckigen Tempels zu scheppernder Musik aus großen Boxen ein ausgedehntes Aerobic-Programm durchzuführen. Es gibt an jeder Seite eine Vortänzerin, die es aber wohl nicht bräuchte, da die Choreografie gut zu sitzen scheint. Ein Spektakel der besonderen Art.

Auf der anderen Seite des Platzes ist eine große Bühne errichtet (wir können nur die Zahl 60 lesen und dabei ist klar, dass sich schon jetzt alles um das 60-jährige Staatsjubiläum am 1.Oktober dreht). Mit der Zeit strömen von allen Seiten Schulkinder in ihren Uniformen und Passanten auf den Platz. Ganz in weiß gekleidet mit je einem China-Fähnchen tummeln sich noch verstreut lauter chinesische Mädchen, die dann aber bald in Reih und Glied auf der Bühne Aufstellung nehmen. Ohrenbetäubende Musik und parolenartige Ansagen wechseln sich ab, ab und zu singt wohl der Mädchenchor in weiß  ein bisschen. Die Schulkinder wedeln mit ihren Knick-Lichtern. Das ist eine Stimmung! Man möchte glatt Chinese sein, bei so viel Harmonie. Wir haben‘s nach einer Weile gesehen, denn zu verstehen ist eh nichts, der künstlerische Aspekt zu vernachlässigen und die Oropax liegen im Hotel.

Der nächste Morgen bringt neben der kühlen Luft auch eine Enttäuschung: das Visum wir nicht verlängert und zwar aus dem einfachen Grund, dass es ja noch lange genug gilt. Wir geben zwar zu bedenken, dass wir mit dem Rad etwas länger zum nächsten Büro brauchen, doch die Dame ist gut informiert und rechnet uns vor, dass wir bis Xining doch nur vier Tage bräuchten und dann könnten wir es ja leicht noch dort verlängern. Ende, Aus, Amen und tschüss.

Und so nutzen wir den Tag wieder mal für ein ausgedehntes Kaffee-Frühstück mit frisch gebackenen Hefeteilchen, Internet, Fahrradpflege (putzen und ölen, brav sind wir, gell!) und der Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten in der Stadt. Abends steht wieder unser kleines Restaurant mit dem jungen Team auf dem Programm, wo wir jetzt schon zwei Mal vorzüglich gespeist haben und wir auf eine Fortsetzung der Story hoffen. Morgen bekommen dann unsere Räder wieder mal Gewicht auf die Gepäckträger und wir gehen eine Runde Staub schlucken. Bis Xining warten einige Kilo- und Höhenmeter auf uns. Unter anderem muss ein 4000er-Pass überquert werden. Wir hoffen auf genügend Luft in Reifen und Lungen und etwas Milde vom Wettergott – kann ja kalt werden in so luftigen Höhen…

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