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Da zieht’s uns das Fjell über die Ohren

von sabbatradler
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22.07.2010 (k) Etnedal – Gol: 70 km, 1350 Hm

Der Berg ruft! Etnedal liegt, wie der Name sagt, im Tal, und vor uns erstreckt sich das Fjell. „Fjell“ ist der norwegische Name für „Gebirge“, bei mir ist es aber eher als „Hochebene“ abgespeichert.  Es erstreckt sich auch nicht nur ein Fjell vor uns, sondern mehrere. Auf einer Passstraße von der Neigung „Oberjoch“ geht es die ersten 500 Höhenmeter des Tages hinauf und das Gleiche wieder hinunter bis Bagn, dessen rote Holzkirche uns nach der wunderschönen Abfahrt am Ortseingang empfängt. Es kämpfen – trotzt guter Wettervorhersage – noch einige schwarze Fronten am Himmel gegen die Sonne, sie produzieren einen kalten Wind. Bagn ist Einkaufsstopp für den Tag. Vielleicht werden wir auf dem Fjell übernachten und dafür wollen wir kulinarisch gerüstet sein. Zwei große Pärchenbiere (Plastikboddl mit 1,25 Litern Seidl-Pilsener) und Kjöttbollar werden aufgeschnallt. Im Anstieg sind wir über die grauen Fronten dann sogleich wieder froh, denn der Schweißausbruch hält sich dadurch in Grenzen. 16 Kilometer geht es ständig mal etwas steiler, mal gemäßigt hinauf bis Hellebekksetrene.  Als wir die Hochebene erreichen peitscht uns ein kalter Wind frontal ins Gesicht. Da seine Aufgabe aber Wolkenvertreiben ist, wollen wir uns nicht beklagen. Tolle Ausblicke auf tiefgelegene Seen, die Wälder und die Berge, vereint unter dem blauen Himmel, begeistern. Hier oben scheinen alle Bewohner der Region eine „Hytte“ zu besitzen, es herrscht reger Urlaubsverkehr auf der Mautstraße, was wir nicht erwartet hätten. Natürlich ist es noch immer nicht viel Verkehr, verglichen mit einer normalen Straße. In einer Karte war eine Art Zeltplatz eingezeichnet, doch auch auf Nachfrage lässt sich dessen Existenz nicht bestätigen und da es nur noch knapp 30 Kilometer bis ins Tal nach Gol sind und davon 17 bergab, radeln wir weiter, mit der Option, ein Lager aufzuschlagen, falls es einen schönen Platz gibt. Matze, der Platzsucher hält immer wieder genauer Ausschau, doch es bietet sich nicht der perfekte Campingplatz. Viel Gestrüpp und „Urwald“ rechts und links der Straße, steinige Seeufer und felsblockdurchsetzte Wälder. Außerdem ist der Wind wirklich kalt und pustet uns die Ohren durch. Beim Bleiben wäre eine frühe Flucht in den Schlafsack vorprogrammiert. So düsen wir hinab bis Gol und sehen schon in der Abfahrt die „Campingmure“! Das „Campingsenter Gol“ ist rammelvoll: Vom Fuße der steil aufragenden Berge, unter der Hauptstraße hindurch bis zum Flussufer erstreck sich die Masse der Wohnwagen und –mobile. Wir würden zwar gerne „ankommen“, doch „das geht gar nicht“, so sogar Molle, der Ankommschlumpf. Es gibt noch weitere Campingplätze im Tal – vielleicht ist ja ein kleinerer nach unserem Geschmack dabei. Gol ist ein Skiort, der wohl auch im Sommer attraktiv zu sein scheint. Im Ort dappeln die Touristen herum wie in Oberstdorf oder Garmisch. Kurz nach der Stadt sehen wir linkerhand den kleinen Camping „Personbraten“. Eingezwängt zwischen Bahnlinie, Fluss und Hauptverkehrsstraße zwar nicht der Traum aller Zelter, aber allemal besser als die Campingmure. Dusche, Reis, Köttbollar, Tee und Bier geht auch hier. Nachts wird es empfindlich kalt, vielleicht sollten wir in Norwegen wieder auf Japanklamotten im Schlafsack umstellen. Dafür ist es aber auch sternenklar und der Fjellwind pfeift uns nicht mehr um die Ohren.

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