03.07.2010 (k) Mariehamn
Andere Menschen bleiben länger in Mariehamn – wegen der Häuser und Kirchen, wegen der wunderschönen Schären-Umgebung, wegen des Strands, wegen der Konzertreihen, wegen der netten Cafés oder wegen der Kunsthandwerkergeschäfte. Wir bleiben auch – wegen des Fußballs. Ja, heute spielt Mariehamn gegen Lahti, um 19.00 Uhr. Doch nein, wir wollen natürlich das Viertelfinale der WM sehen: Deutschland gegen Argentinien. Und weil das schon nachmittags ist, wird heute keine Etappe geradelt. Uli und Matze starten nach unserem ausgedehnten Frühstück mit Eiern und Speck auf eine kleine Tagestour in den Süden. Molle und ich erkunden die Stadt. Wir sehen die „Pommern“ ein altes Frachtschiff, Viermaster, und erkundigen uns wegen der Fährtickets für morgen nach Stockholm. Wir statten dem Yachthafen einen Besuch ab und kaufen im Supermarkt noch das Nötigste für das Frühstück und einen Snack, den wir auf dem Schattenbänkle zu Füßen einer Berühmtheit, die wir jedoch schon wieder vergessen haben, verspeisen. Ruck zuck ist es halb fünf und wir begeben uns in Adlons Sportbar am Westhafen, um das Spiel auf einem der 15 Flachbildschirme oder der zwei Beamerwände mitzuverfolgen. Mit den Nationalhymnen treffen auch Uli und Matze ein, die von ihrer Kaffeefahrt zurück sind und wir bestellen drei „WM-Öl“ (Öl heißt auf skandinavisch Bier) – Spezialangebot in der fairen Größe 0,6l. Das Runde trifft gar viermal das Eckige und erfreut sogar Matzes fußballtraumatisiertes Gemüt. Die Stimmung in der Kneipe scheint eher pro-argentinisch, daher wird es anstatt lauter mit fortgeschrittenem Spiel immer ruhiger im Saal. Letztlich müssen wir nach der Pause sogar noch zwei deutschen Mädels an unserem Tisch Asyl gewähren, weil sie am Nebentisch mit ihrer Nationalität nicht mehr erwünscht sind. Ernsthaft. Ich glaube, unsere Nachbarn waren wohl zu Beginn des Spiels noch nicht da, als die Spieler ein meterlanges Banner mit der Aufschrift „Say not o Racism!“ präsentiert haben. Die Mädels übernachten im Hafen in einem Segelboot. Sie sind Schwestern und besegeln gerade die Ostsee. Eigentlich segelt die ältere (20) alleine fünf Monate einmal um die Ostsee, doch im Moment hat sie Besuch von ihrer kleinen Schwester. Sie könne sich so eine Reise mit dem Rad überhaupt nicht vorstellen – ja, so geht es uns mit dem Bötle auch! Nachdem wir also gewonnen haben, brauchen wir eine Stärkung. Die Adlon-Bar ist zugleich eine Pizzeria und liefert tatsächlich einwandfreie, dünne Ware. Da wir ja nur zugeschaut haben, müssen wir uns allerdings ein rundes Ding zu viert teilen.
Uli hat sich ja gestern eine Minigolfpartie gewünscht. Da der Rundkurs am Campingplatz von Molle als „Kratlerplatz“ eingestuft wurde, sind wir froh, dass er im Stadtheftchen den „Adventyrs-Golf“ entdeckt hat. Eine Mischung aus Golf und Minigolf wird uns versprochen – in Wirklichkeit ist es wohl eher ein Minigolfspiel im Golfplatzgesicht. Wir spielen in Teams, Jungs gegen Mädels und lassen die Jungs gewinnen, damit sie ihre gute Laune behalten. Naja, das Runde ging nicht immer so schnell ins Runde, aber es war lustig! Ein dunkles Bierchen am Hafen lässt einen erneut herrlichen Tag gediegen ausklingen.