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Everybody needs some time on his own

von sabbatradler
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09.07.2010 (m): Läppe – Nora: 83km, 340Hm

Der Reiseradler an sich ist ja ein komischer Typ: immer auf der Straße, immer unterwegs, viel allein, immer frei! Immer frei? Na ja, ein bisschen eine Illusion ist das ja schon. Selbstverständlich gibt es auch bei dieser Art des Reisens so etwas wie einen „geregelten Tagesablauf“. Aufstehen, Frühstück, Radeln, Besichtigen, Essen, Radeln, Zeltaufbauen, Essen, Planen, Schlafen. Das wiederum klingt ziemlich öde, ist es aber nicht, da dazwischen genau die Dinge passieren, die diese Art des Reisens so besonders, so unvergleichlich, so niemals enden sollend machen. Beispiele dafür sind im den unseren bisherigen über 200 Blogeinträgen nachzulesen.

Aber zurück zu meinem Anfangsgedanken: In den Monaten des Reisen spielt sich eine gewisse Routine ein, das „Radlerpaar“ wächst eng zusammen, entwickelt Rituale, vieles ist so klar, dass darüber kein Wort mehr verloren werden muss. Seit dem 23. Juni reisen wir mit unseren Freunden Uli und Matze durch Skandinavien. Vorher weiß man ja nicht so genau, ob auch alles passen wird, man kennt sich zwar, aber eine gemeinsame Reise ist doch etwas anderes – und bei „Reiseradlern“ noch viel mehr. Schließlich treffen zwei Systeme aufeinander, zwei individuelle Tagesabläufe, zwei Reisephilosophien. Und was soll man sagen? Uli und Matze sind fast zwei Abziehbildchen von uns – oder wir von ihnen? Die beiden stehen sehr früh auf, genießen jedoch den Morgen vor der Abfahrt gerne in der Natur, wir schlafen länger, sind aber Blitzpacker. So sitzen wir dann schließlich gemeinsam am Frühstückstisch. Das Radeltempo ist so gleich, dass wir meist im „Entenmarsch“ fahren, auch der Hunger setzt fast gleichzeitig ein. Wir essen gerne, gerne auch lecker und so sind die Abendessen stets wahre Festmahle, die die Stimmung heben und beim Feierabendbier wird viel und herzlich gelacht. Es bedarf nicht vieler Absprachen, die Etappen sind schnell geplant. Es ist fast zu schön um wahr zu sein. Da muss sich doch ein Haar in der Suppe finden lassen? Sehen wir doch mal genauer hin.

Die ganze Truppe hat Spaß an diesen gemeinsamen Tagen und Wochen in Skandinavien! Die ganze Truppe? Nein, ein kleiner, kauziger Reiseradler mit dünnen Beinen leistet erbitterten Widerstand…na, Spaß bei Seite, ganz so gallisch ist es nicht, aber heute wacht er dennoch auf und hat das Gefühl, gerne mal aus dem Verbund auszubrechen und alleine mit seinen Gedanken durch die Wälder zu brausen. Und was macht er? Er wird schweigsam, steigt auf sein Rad, setzt die Kopfhörer auf und tritt vor sich hin. Was die anderen denken? Ihm doch egal – „Everybody needs some time on his own“. Die Strecke ist wieder herrlich schwedisch, einsam, grün, hügelig. Und so prescht er weiter und immer weiter, bis er an einem kleinen See wartet. Der Rest der Gruppe kommt und kommt aber nicht. Dann endlich erscheint Katrin – ohne Uli und Matze. Die beiden haben ein „Biwak“ am See entdeckt und würden gerne wild campen. Katrin musste die beiden fast dazu zwingen, nicht doch dem Flüchtling von heute auf den Campingplatz in Nora zu folgen. So verbringen Uli und Matze die Nacht in der Stille des schwedischen Waldes, wir auf dem überfüllten Campingplatz in Nora, wo das Volksfest mit Livemusik bis spät in die Nacht tobt. Uli und Matze essen Reisreste und trinken gefiltertes Seewasser, wir vertilgen Tortellini mit Butter und Sahnesauce und genießen ein Bierchen dazu. Schlafen tun beide gut und am nächsten Morgen treffen sich alle bestens gelaunt wieder, um die nächste Etappe anzutreten. Der kleine „Gallier“ strahlt auch wieder – manchmal ist er gar nicht so schlecht, so ein Tag „on your own“.

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