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Durch den iberischen Süden

von sabbatradler
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Schließlich blieben wir noch bis Montag Früh bei Gunnar in Lissabon, es war jetzt tatsächlich schon der 26.10.! Gestartet waren wir auf Korsika, ohne genauen Plan, wann wir wie und wo sein wollten. Jetzt hatten wir plötzlich einen fixen Termin: Sonntag, 08.11.2015, Porto Pi, Palma de Mallorca. An diesem Tag um 14 Uhr sollte unser Schiff nach Dubai ablegen. Ein paar Tage waren wir ja noch im Ungewissen, ob wir denn unsere Fahrräder mit an Bord der AIDAstella nehmen dürften. Ein paar Schweißperlen und erklärende Emails später kam dann aber die Rückantwort in den Posteingang von Katrins Handy – wir saßen gerade mal wieder bei „café meia leite“ und „torada“. Die Freude über das uneingeschränkte Ok war riesengroß – hatten wir doch schon die wildesten Ideen entwickelt, wie wir die Räder auch trotz Verbot an Bord „schmuggeln“ könnten: Komplettzerlegung, China-Taschen, getrenntes Einchecken usw. Nun konnten wir diese Gedankenspiele rasch ad acta legen, denn wir würden sie (wie immer in öffentlichen Verkehrsmitteln) in unseren geliebten Transbags verstauen dürfen. Wir wurden sogar dazu „verpflichtet“, die Räder selbst an Bord zu bringen. Perfekt, so würden wir auch sicher sein, wo sie sind, nämlich genau unter unseren Betten.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon zwei Radetappen an der Algarve hinter uns.

Eine dreistündige Zugfahrt hatte uns dorthin gebracht. Wir mussten uns aus Zeitgründen dazu entschließen, die Westküste südlich von Lissabon ebenso auszulassen wie den geplanten Sprachkurs in Sevilla und die angepeilte Durchquerung Andalusiens. Es war einfach nicht mehr möglich, die weite Strecke halbwegs stressfrei per Rad zurückzulegen und länger zu verweilen. Der 08.11. stand ja nun als Fixpunkt. Wir beschlossen also, von Portimao an der westlichen Algarve bis nach Sevilla zu radeln und dann einen Städtetrip anzuhängen: Sevilla, Cordoba, Valencia, Palma de Mallorca.

Felsformationen bei Albufeira
Das Meer bei Albufeira
Küste bei Albufeira
Schönes Teilstück der Ecovia vor Albufeira
Auf der Ecovia bei Portimao
Das Örtchen Ferragudo an der Südküste
Strand von Quarteira

Die Erwartungen an die Algarve hielten sich in Grenzen, viel touristische Infrastruktur mit Hotel- und Appartementblocks, Golfplätzen, breiten Straßen. Allerdings gibt es seit 2008 zwei Fernradwege an der Algarve. Einen davon, die Ecovia, wollten wir unter die Lupe nehmen.

Und, ja, wir erlebten schöne Abschnitte, auf kleinsten Wegen durch Pinienwälder, kleine und große „weiße“ Dörfer. Etwas zu oft aber auch verbaute Küste, verbautes Hinterland und im Landesvergleich stark überhöhte Priese. Kostete ein Tagesmenü in Zentralportugal ungefähr sieben Euro, so waren es hier 15. Wir gönnten uns nochmals ein Stündchen Zugfahrt an die portugiesisch-spanische Grenze, setzten dann mit einer kleinen Fähre über den Grenzfluss nach Ayamonte über und holperten über die Via Verde durch ein großes Naturschutzgebiet an die spanische Küste bei Huelva.

Grenzfähre Portugal-Spanien bei Ayamonte

Ein paar Tage vorher hatte es in der Gegend heftige Regenfälle gegeben. Die Folge für uns waren zwei Stunden Fahrzeit für 14 km Sandpiste. Der Sand hatte sich an vielen Stellen in Matsch verwandelt, dazwischen gab es knöcheltiefe „Seen“ mit ebenfalls schlammigem Untergrund, der ein Durchfahren unmöglich machte. So mussten wir immer wieder Umfahrungen suchen, schieben und balancieren. Eigentlich recht spaßig, aber letztlich doch eine ziemlich Sauerei.

Schöner Schei...ähh, Schlamm
Holprige aber ruhige und herrliche Wege zwischen Huelva und Sevilla
Regen setzte der Via Verde ziemlich zu
Ruhe vor den Autos auf der spanischen Via Verde Richtung Huelva

Zum Zelten war es noch warm genug und ein paar wirklich nette Plätze lagen auf dem Weg. Endlich konnten wir auch wieder selbst kochen, denn das portugiesische und auch spanische Essen war uns allmählich doch nicht mehr so geheuer. Zu fettig, zu wenig Obst und Gemüse und leider oft völlig lieblos zubereitet. Mikrowelle auf, eine Minute Kreislauf, auf den Teller drauf – Mündchen auf: fertig. Wir flehten regelrecht asiatische Restaurants herbei. Allein, es gab sie nicht. Es leben wohl Chinesen in der Gegend, die kochen aber nicht für Gäste, sondern bieten in Formaldehyd-Bazaren alles an, was eigentlich kein Mensch braucht. Aber das ist ein anderes Thema. Von den berühmten Tapas im Norden blieb hier unten im Süden jedenfalls zunächst nicht mehr viel übrig. Zum Frühstück hat sich hier wohl die portugiesische Tradition durchgesetzt: getoastetes Weißbrot mit Käse/Schinken/Marmelade – je nach Geschmack. Manchmal hatten wir regelrecht Mühe, etwas zum Abendessen zu finden – wenn wir einmal Kartoffeln in Mayonnaise, Weißbrot mit Schinken, Käse oder Schweinesteak oder irgendeine andere frittierte, ballaststoffarme und vitaminfreie Mahlzeit vermeiden wollten. Manchmal reichte es sogar schon aus, ein Werbeschild eines Restaurants zu sehen, um Sodbrennen zu bekommen. Wir wollen ja nicht undankbar sein, aber, hey ihr Portugiesen und Spanier: Es gibt noch mehr als Fritiertes, Fleisch, Schinken und Weißbrot. Wirklich! Probiert es einfach mal!
Die schwarzen Wolken trieben uns auf der letzten Etappe von Aznalcazar nach Sevilla schon vor sich her über die Sandpisten durch die Pinien und anschließend durch die Olivenplantagen.

Holprige aber ruhige und herrliche Wege zwischen Huelva und Sevilla
Gute Ernte, das Öl geht nach Italien
Die Gegend um Aznacalzar
Verfahren?
Andalusicher Alltag
Wie so oft auf der Welt, so auch hier: Männer an der Bar
"Ortseinfahrt" Sevilla

Schwere Regenfälle waren für die nächsten Tage angekündigt. So hatten wir vorsorglich für Sevilla und Cordoba Zimmer gebucht. Ohnehin sinnvoller, wenn man vom Stadtleben mehr aufsaugen will.

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