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Der Schwindel mit der Küstenstraße

von sabbatradler
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08.08.2011 (m) – Sv.Jenj – Rab

So schön der letzte Abend war, so unerbittlich steigt die Straße an. Einen extra Cappuccino hat sich jeder gegönnt. Dazu eineinhalb Schokohörnchen. Fertig ist das mediterrane „Collazione“. So sieht aber kein Radlerfrühstück aus. Und das wird auf den quälend langen Kilometern, hinauf bis auf 350 m.Ü.N.N. mehr als deutlich. Die Sonne sticht um 10 Uhr morgens schon wieder unerbittlich vom Himmel und die nicht abreißende Autokolonne vervollständigt das Bild: Es ist harte Arbeit (na ja, selbst gewählt und nicht ganz so dramatisch wie geschildert, aber immerhin). Genussvolles Reiseradeln sieht jedenfalls einen Tick anders aus. Plötzlich meldet Markus einen „Schwindel“ an. Just in dem Moment, als das übelste Gekraxel vorbei scheint. An einer unmöglichen Stelle, mitten in einer Kurve, an einer steil abfallenden Küste, müssen Kohlehydrate und Wasser nachgelegt werden. Wie ein austrocknendes Reptil schiebt sich Markus an einem Fels entlang in den Mikro-Schatten eines kleinen Busches. Hauptsache der Kopf hat’s kühl. Dextro, Riegel und Wasser sollen seinen Schwächeanfall stoppen. Was auch für einen Moment gelingt. Kurz nach der Weiterfahrt stoppt die Karawane erneut, an einem für diese Strecke seltenen, sehr gemütlichen, schattigen Plätzchen. Wir beschließen eine Ladung Nudeln zu kochen, was jedoch umgehend am Wassermangel scheitert. Unterdessen scheinen die Einfach- und Mehrfachzucker auch bei Markus in den richtigen Depots angelangt zu sein, so dass der Weiterfahrt nichts entgegen steht.
Landschaftlich eine traumhafte Strecke, da gibt’s nichts. Das Meer schimmert in allen erdenklichen Blautönen zu unserer Rechten, linker Hand ragen steil die Kvarner, später Dalmatischen, Berge auf. Der stramme Wind, die Sonne und der viele Verkehr trüben die freudigen Gefühle aber immer wieder leicht ein. Endlich erreichen wir den Abzweig, der uns hinunter zum Fähranleger auf die Insel Rab bringen soll. Auf halber Strecke der kurvenreichen Straße stoßen wir auf das Ende einer Autoschlange, deren Insassen wie wir auf die Insel Rab wollen. Eigentlich ist die Straße in zwei Teile unterteilt: Links stehen die, die zur Fähre wollen, rechts die, die in den Ort wollen. Autofahrer, zumal urlaubende, die in überhitzten Autos sitzen und zum Warten verdammt sind, machen aber manchmal komische Dinge und so müssen wir unserer Räder immer wieder um lustige Auto-Knödel bugsieren. Obwohl im Urlaub, reagiert so mancher Insasse leicht gereizt – ja, die schönste Zeit des Jahres…
Wir sind jedenfalls sehr schnell unten im Ort, wo wir etwas einkaufen wollen, was aber deswegen nicht gelingt, da der hiesige Supermarkt mit leeren Regalen und einer verschlossenen Eingangstür glänzt. Stattdessen quellen die beiden Restaurants über. Dumm sind sie ja nicht. So gesellen auch wir uns auf die schattige Terrasse und erfreuen uns an überraschend schmackhaften und günstigen (anders als erwartet) Speisen, Cola und einer Runde Cappuccini.
Kurz bevor wir nach dem üppigen Mahl in den Sesseln einnicken, beschließen wir, die Fähre zu nehmen, die auch wenig später für die 15-minütige Überfahrt ablegt.
Drüben angelangt lassen wir alle Autos passieren und treten dann den strammen Anstieg an. Wieder mal drückt die Sonne unerbittlich vom Himmel, sofern man aber eine Geschwindigkeit fährt, die zu Fahrtwind berechtigt, ist es doch recht gut zu ertragen. Hügelig verläuft die Strecke durch eine karge Landschaft, ca. 10 Kilometer bis zur Inselhauptstadt Rab.
Camping Lido III scheint aus allen nähten zu platzen, was man von unserem Geldbeutel seit erreichen der Küste nicht mehr unbedingt sagen kann, dennoch finden wir einer sehr nettes Plätzchen auf der obersten der steil angelegten Terrassen. Wir sitzen in der Abendsonne, das Meer rauscht rechts, die Kohlensäure des Bieres links. So muss es doch sein!
Das Abendessen kochen wir noch im Freien, ehe uns ein zunehmend heftiger werdender Regen zum Essen in die Zelte treibt. So richtig hört es mit der Tröpfelei dann auch nicht mehr auf und wir beschließen den Tag. Nachts fegt ein gewaltiger Sturm um und durch die Zelte, der uns streckenweise ziemlich lange den Schlaf raubt.

8Aug2011

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