20.08.2011 (m) – Herceg Novi – Stoliv: 15 km, 20 Hm
Wir könne ausnahmsweise mal richtig lange schlafen, da das kleine Wäldchen oberhalb der Küstenstraße, in dem sich der Camping befindet, die schon am Morgen ziemlich drückende Hitze zurückhält. dafür stürzen sich sofort zig Moskitos auf uns, die sich in der schwülen Feuchte ziemlich wohl fühlen. Wir verzichten daher auf ein ausgedehntes Frühstück und rollen gleich hinunter zur Straße, auf der die Blechlawine niemals abzureißen scheint. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir eine kleine Lücke nutzen können, um uns dazwischenzuschieben und den kurzen Weg zum Bäcker bewältigen können. Am Strand reiht sich Café an Café, vorgelagert sind kleine Betoninseln, auf denen sich die Sonnenhungrigen bereits wieder brutzeln. Vier Radler in voller Montur zählen offenbar nicht zur bevorzugten Klientel, die sonst vorwiegend aus Schickimicki-Serben besteht, so dass man uns am ersten Café mit den Rädern gleich wieder vertreibt. Wirkt offenbar geschäftsschädigend. Im zweiten haben wir mehr Erfolg, zudem sitzt es sich dort gemütlicher, der Cappu ist heiß, aromatisch und mit gutem Milchschaum. So kann der Tag starten.
Vom Campingplatz-Besitzer, der hier den ältesten Camping Montenegros betreibt (45 Jahre), haben wir erfahren, dass es neben der extrembefahrenen Küstenstraße noch eine alte Straße weiter unten am Meer gibt. Die finden wir dann auch und radeln, soweit es Massen an Baderurlaubern, die sich an allen möglichen und unmöglichen Plätzen dem Sonnenband hingeben, zulassen, gemütlich bis zum Fähranleger. Flach ist es, so dass wir nicht allzu heftig schwitzen. Nach gut 12 Kilometern haben wir die kleine Fähre erreicht, die uns auf die Innenseite der Bucht von Kotor bringen soll. Die Bucht hier ist ein riesieger Fjord mit steil aufragenden Felsen. Nicht umsonst hat die UNESCO hier mal wieder mit ihrem Weltkulturerbe-Siegel zugeschlagen. Durch die kleine Überfahrt spart man sich 40 Kilometer Fahrt auf der Küstenstraße der äußeren Bucht, was mit dem Fahrrad einem Horror-Tripp gleichkäme. So sind wir fünf Minuten später auf der anderen Seite und müssen nur noch wenige Pedalumdrehungen machen, bis wir bei den Campingplätzen stehen, die sich hier genau ans Wasser schmiegen. Da wir früh dran sind, haben wir die volle Auswahl und bekommmen den Platz mit dem „1-Mio.-Dollar-Blick“. Die Hitze nimmt immer mehr zu, so dass wir den Nachmittag wechselweise lesend im Schatten, im Meer oder unter der Dusche verbringen. Als der Abend etwas mehr Kühle bringt, kaufen wir ein und kochen einige leckere indische Gerichte mit Gemüse und Linsen. Irgendwann später schaltet jemand „da oben“ den Heißluftfön ein und der Schweiß tropft in Strömen. In unserer Verzweiflung ziehen wir uns noch an die Bar zurück, um eine eisgekühltes Bier vom Fass zu trinken. Irgendwann müssen wir aber doch den Weg zum Zelt antreten, da einem die Sonne in der Früh ja auch keine Ruhe lässt. Und irgendwie muss man ja auf seine Schlafstunden kommen. Es folgt eine sehr, sehr warme, schweißtreibende Nacht. Erst in den früheren Morgenstunden wird es ein bisschen kühler. Ja, der Balkan im Hochsommer.