17.01.2010 (m) – Pai – Soppong: 45km, 1100Hm
„Hat’s euch au so den Magen umdreht?“, ruft Philip herüber. Nein, eigentlich nicht. Außer den „normalen“ Chili-Krämpfen sind keine Besonderheiten zu vermelden. Sofort beginnen die Spekulationen darüber, wer oder was die Übeltäter sein könnten. Franzi hat das Ärgste wohl bereits in der Nacht überstanden, während Philip sich noch mit Brechreiz über die Decke rollt. So sind wir beim Frühstück erstmal nur zu dritt, zumindest solange bis Philip sich halbwegs erleichtert zu uns gesellt. Sein Magen hat die Arbeit über Nacht offensichtlich komplett verweigert, wie er nach Wiedervorlage der Speisen zu berichten weiß. So bekommt der gestrige Kochkurs mit leicht veränderter Schreibweise des Namens unserer Lehrerin eine für ihn sehr treffende Bedeutung: Kochen mit und bei „Pukey“. Ein wenig blass ist er schon um die Nase und wir malen uns schon einen weiteren Ruhetag am Pool aus…“Ja, den ganzen Tag im Zimmer rumliegen und sch… und kot… bringt’s wohl auch nicht.“ ,tut er aber überraschenderweise kund. Also Imodium rein in den Körper und Taschen raus aus dem Zimmer. Los geht’s! Sind ja nur 1000 Hm über einen weiteren Pass bis Soppong. In der Mittagshitze durchfahren wir nochmals Pai, erledigen ein paar Einkäufe: Nüsse, Wasser, Brot und feuchtes Klopapier! Eben alles, was die heutige Etappe so erfordert. Zehn Kilometer verläuft das Terrain noch flach bis leicht hügelig, vorbei an unzähligen Resorts, die hier in den letzten Jahren entstanden sind, um die amüsierwütigen Yuppies aus Bangkok und Chiang Mai angemessen unterzubringen. Aus dem Hippie-Dorf wurde klar ein Yuppie-Dorf. Irgendwann beginnt dann die Steigung, die für gut 15 Kilometer nicht mehr endet. Glücklicherweise ist auch dieser Pass gut zu fahren. Es gibt nur drei extreme Steilkurven, die bis zu 30% Steigung aufweisen. Wir weichen hier in die Außenkurven aus, aber selbst die sind kaum zu fahren. Philip leidet sichtlich, geschwächt von seinen Darmproblemen und zurückgezogen von der großen Gepäcklast. Ausgerechnet heute ist der erste Tag, an dem er mit den Frontrollern Marke Eigenbau auch Franzis Taschen am Rad hat, um deren Knie, das zwickt und zwackt, zu entlasten. Aber ein Philip gibt doch wegen sowas nicht auf. Wir helfen lediglich an den Steilrampen schiebenderweise nach. Mehr können wir nicht tun. Unser Vorschlag doch einen der vielen Pick-Ups runterzuwinken wird tapfer abgelehnt. Meter für Meter krampft er sich nach oben. Erst denken wir, sein Gesicht ist von der thailändische
Sonnencreme mit „Bleicher“ so weiß, aber nein, es geht im wirklich nicht gut. Sicher bekommt er von der wunderbaren Landschaft nicht viel mit. Laub- und Nadelwald, in herbstlicher Manier, schon gezeichnet von der fortgeschrittenen Trockenzeit, aber immer noch wunderbar anzusehen. Die Berge und Hügel im Hinterland sind leider wieder mit einem milchigen Schleier belegt – keine Fotobedingungen. Die Passhöhe ist touristisch erschlossen, das hatten wir lange nicht mehr! Hilltribe-Verkaufsstände, Essen, Getränke…wir, vor allem aber Philip, genießen eine kühle, magenberuhigende Cola! Auch die Schokolade schmeckt ihm schon wieder ein bisschen. Kurz bevors bergab geht, scheint es bei ihm wieder bergauf zu gehen. Genüsslich rollen wir in die Abfahrt ein, das Licht wird jetzt gegen Abend wie immer viel besser und so stoppen wir des Öfteren für die sich bietenden Fotomotive. Es offenbart sich ein herrliches Flusstal mit malerischer Landschaft. Der warme Wind bläst ins Gesicht, als wir mit 30-40 km/h hinuntercruisen und das Bilderbuchpanorama an uns vorbeirauschen lassen. Viel zu schnell sind wir wieder in der Ebene und damit in Soppong. Das Guesthouse unserer Wahl hat noch zwei Bungalows frei. In das größere wird gleich mal der Patient einquartiert. In BOSCH-Hose und verschwitztem Shirt platscht er auf’s Bett und sinkt sogleich in einen erholsamen Schlaf. Franzi und wir nehmen auf dem Deck hoch über dem Fluss einen Sundowner ein. Zurück am Zimmer vermeldet Philip Fieber! Mist, muss doch trotz allem auch hier die Malaria-Frage berücksichtigt werden. Wir lassen uns auf der Terrasse des Restaurants nieder und ordern wie gewohnt reichhaltig aus dem großen Angebot lokaler Speisen. Auch zu dritt kann man eine Menge verdrücken. Philip hält sich an blanken Reis und Pellkartoffel. Nach dem Essen wird der Patiet zum Genesungsschlaf ins Bett verfrachtet. Wir plaudern noch ein wenig und beschließen dabei, morgen auf jeden Fall hierzubleiben. Philip kann mal bei Doc vorstellig werden, wir werden uns gegen Nachmittag die berühmten Höhlen Tham Lot vornehmen. Besonders das Spektakel kurz vor und nach Sonnenuntergang bei dem Tausende Mauersegler in und Tausende Fledermäuse aus der Höhle strömen sollen, erregen unser Interesse!