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Küsteneindrücke

von sabbatradler
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Soldaten, Bergbau, Golf und Eissalat

Mit Cartagena hatten wir die erste größere Stadt an der Küste erreicht, die nicht mehr zu Andalusien gehört, sondern zur autonomen Gemeinschaft Murcia.

Bereits bei der Einfahrt in die Stadt, als wir die Kaserne des Artilleri-Regiments passierten, wurde sichtbar, was wir gelesen hatten: Cartagena ist eine Stadt, die untrennbar mit dem Militär verknüpft ist. Hier findet sich unter anderem die größte Marinebasis Spaniens. Aber auch der größte Handelshafen.

Historisch interessant, dass sie 227 v. Chr. unter gleichem Namen wie Karthago, neu gegründet wurde (die Iberer hatten hier bereits eine Stadt gebaut gehabt) und damals schon Flotten- und Militärstützpunkt war. Hannibal brach von Cartagena am Beginn des Zweiten Punischen Krieges (218 v. Chr.) nach Italien auf. Es gibt ein paar sehenswerte Jugendstilgebäude, eine maurische Wehranlage und ein römisches Amphitheater.

Alles mit dem Fahrrad übersichtlich in einer Runde zu erkunden. Als wir in einem Café gegenüber dem Gran Hotel saßen, bemerkten wir, dass die Polizei Absperrungen vor dem Rathaus aufbaute und eine Gasse freihielt. Dadurch kam kurze Zeit später eine Militärkapelle geschritten, hinterher Rekruten (vermuten wir) mit Gewehr und wir wurden Zuschauer einer Zeremonie, von der wir vermuten, dass es sich um eine Vereidigung oder so etwas handelte.

Am nächsten Tag führte uns der EuroVelo durch ein „Wechselbad“ der Eindrücke. Die Strecke führte zunächst durch ein weitläufiges ehemaliges Bergbaugebiet. In der Region um La Unión wurden Silber, Blei, Eisenerz und Zink abgebaut. Die Hochzeit befand sich im 19. Jahrhundert. Später (ab den 50er Jahren) wurde noch einmal eine zeitlang mit moderneren Methoden Bergbau betrieben, der 1991 eingestellt wurde. Man sieht auf dem Weg zum Hafenort Portman noch Reste der stillgelegten Bergwerke und Säureseen.

Nach dem nächsten Berg verwandelten die kleinen Seen ihr Aussehen und waren plötzlich Golfplatz-Seen. Kilometerlang ziehen sich der West Course und der East Course des La Manga Golfclubs. Von hier konnte man eine bereits die Bebauung des Landstreifens der Lagune „Mar Menor“ sehen. La Manga des Mar Menor ist der Landstreifen, der mit Hochhäusern bebaut ist. Zwischen 100 m und 1,5 km ist er breit und 22 km lang. Dadurch ergeben sich 44 km Strand. Scheint attraktiv für die Leute zu sein. Vor allem, weil das Gebiet hier mit 320 Sonnentagen und über 3000 Sonnenstunden im Jahr aufwarten kann.

Auch wir genossen bei der Weiterfahrt die Sonne, und was eben noch ein Golfrasen war, war kurz später ein Eissalatfeld. Unscheinbar gedeihen entlang des Küstenabschnitts abertausende von Eissalaten zwischen den Urbanisationen. Aufgefallen waren uns die Salatfelder bereits schon ein paar Tage zuvor bei Aguilas:

Salatfelder hinter Calabardina

Diese hier fielen nun besonders auf. Durch die Warnwesten. Unter jeder Warnweste steckt ein Arbeiter oder eine Arbeiterin mit einer Schürze mit Plastikfolien-Funktion.

Um einen Eissalat zu ernten, muss man sich bücken, die äußeren Blätter entfernen, die Qualität prüfen, ihn in Folie einwickeln und in eine Kiste legen. Und das alles natürlich blitzschnell. Und immer wieder. Den ganzen Tag. Bis das Feld leer ist und der Tross umzieht zu einem anderen Feld. Der Salat hier wächst übrigens im Freien, ganz ohne Gewächshaus.

Da war sie wieder, diese Bestätigung, warum das Reisen mit dem Fahrrad einfach einmalig ist. Was wir allein auf diesen wenigen Kilometern an einem Tag zu sehen bekamen. Das geht weder zu Fuß, noch mit dem Auto, noch mit dem Zug.

Hopp on – hopp off durch die Aranjas

Was mit dem Zug aber geht: Zum Beispiel den engen und teilweise arg verbauten Küstenabschnitt nördlich von Alicante zu überbrücken und in Gata de Gorgos wieder auszusteigen. Eine gute Idee, denn der Zug fährt höchst spektakulär meist außen direkt über der Küste. Unter uns auf der Straße sahen wir einige Profi-Rennradfahrer. Diese sind einfach schmerzfrei, was Verkehr und Enge betrifft! Wir jedenfalls waren froh, im Zug zu sitzen.

Dass wir nun bereits mittendrin in der autonomen Region Valencia waren, konnte man besonders an einer Frucht erkennen: der Orange. Die Landschaft veränderte sich stetig und mit den großen Orangen- und Mandarinenplantagen sowie den grünen Bergen mit Felsriegeln sah es aus, als hätte man in Südtirol einfach die Früchte ausgetauscht. Auf dem Abschnitt bis l’Ampolla nutzten wir nochmal den Zug, um den Großraum der Stadt Valencia (waren wir schonmal 2015 mehrere Tage) zu überbrücken und durften noch ein paar Tage Sonne tanken, so wie die Orangen um uns herum, die schon ziemlich reif waren aber doch noch nicht loslassen konnten.

Von l’Ampolla ging es per Regionalzug nach Barcelona. Und drei Stunden später weiter mit dem Zug bis Figueres. Diese drei Stunden nutzen wir zu einer kleinen Stadtrundfahrt (alte Eindrücke wieder ins Gedächtnis rufen) und für eine Stärkung im veganen Sushirestaurant „Veganashi“. Die Jungs dort produzierten wahre Kunstwerke.

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