25.08.2011 (m) – Mattinata: 43 Km, 400Hm
„Forza Coppi!“, brüllt ein Italiner Katrin an, als wir gegen 10 Uhr den Ort durchqueren. Fausto Coppi, eine italienische Radsportlegende. Radsportbegeistert sind sie, so viel steht fest. Alles andere als begeistert sind wir wieder einmal, als wir die gut 20 Kilometer bis Manfredonia, dem Eingangstor zum Gargano zurücklegen. Eine super enge, viel befahrene Straße ohne Seitenstreifen durch brackig riechende Sumpflandschaft. Verziert mit halb verfallenen Campingplätzen, Restaurants, Bars – Mezziogiorno die Zweite. Frust macht sich breit. Auch Manfredonia hat die besten Zeiten hinter sich, wie die völlig ausgebleichten Plastik-Schwimmtiere im Plastikbecken der Unterhaltungsmeile, die rostverschmierten Fassaden, die überall blätternde Farbe, bezeugen. So es diese besten Zeiten überhaupt jemals gab.
Jetzt biegen wir aber ins Gargano ab. Der kleinie Sporn von Italiens großem Stiefel. Hier war ich als Kind schonmal, hier muss es doch schön sein. Gleich wird es bergiger, was die Landschaft an sich deutlich aufwertet. Und als wir zur Tunnelumfahrung links abbiegen müssen und uns auf auf einer kleinen, kurvigen Straße nach oben schrauben, da kommt erstmals wieder Fahrfreude auf. Der Autolärm bleibt im Tal, die Weitblicke über das Meer, der schroffen Küste entlang machen Spaß. Kurz später rauscht eine 20-Mann starke Rennradtruppe laut johlend an uns vorbei. Wohl eine gute Radgegend, sehr vielversprechend. Unsere Etappe endet aber für heute 200 Höhenmeter tiefer auf dem Camping „Ombre degli Ulive“, wo wir für 20€ inmitten meist übergewichtiger, lärmender Italiener unser Zeltchen aufstellen dürfen. Das Meer ist nur durch einen schmalen Gang über die Terrasse eines Cafés erreichbar und der Strand von sonnenhungrigen Fleischbergen belagert. Katrin zieht’s durch, ich verzichte gleich. Ein Fläschchen Bier gibt’s noch, dazu Polenta mit Gemüse und Thunfischsauce, dann kriechen wir erschöpft ins Zelt. Bella Italia, bis du nur noch eine Legende?