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Suche nach Sonne im sardischen Süden

von sabbatradler
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Und so verschwindet Palermo langsam im Dunst, die Fähre hat Kurs Nord-West aufgenommen – direkt auf Cagliari, Sardiniens Hauptstadt, zu.

Es wird ein ruhiger Tag auf See, den wir die meiste Zeit an Deck verbringen. Es ist zwar windig und auch eingermaßen kühl, unsere Daunenjacken, halten uns aber warm genug, um draußen zu essen, zu lesen, zu qautschen und immer wieder ein paar Runden übers Schiff zu drehen. Die Swimmingpools haben noch ihre Netzhemden an, die die blauen Löcher verdecken und auch die Cocktailbar schließt nach dem Verkauf einiger Kaffees schnell wieder ihre Augen, als der Regen aufs Oberdeck prasselt.

Gegen Abend gibt der DJ auf dem Discodeck zwar noch Vollgas, die Dance-Musik dröhnt von Deck 8 bis zu unserer Sitzecke auf der 10. Mehr als ein paar Bier trinkende Männer, die in der Ecke lehnen oder ein paar Trucker, die Karten spielen, kann er aber nicht anlocken. Bald beginnt die Sommersaison und dann wird die MV Europa Palace bei ihren Überfahrten nach Sardinien von Napoli und Palermo sicher ganz andere Partys feiern.

Der Sturm braut sich weiter südlich zusammen und wird morgen Palermo und ihr Sizilien schütteln und unter Wasser setzen. Wir schleichen uns mit der Fahrt nach Sardinien gerade noch so raus und rollen nach der 12-stündigen Fahrt durchs schon dunkle Cagliari.

Unser Zimmer liegt ein bisschen außerhalb im Stadtteil San Benedetto in einem Wohnhaus. Dank GPS finden wir schnell dorthin und auch der Self-Check-in samt Rädern klappt problemlos.

Es ist schon fast 22 Uhr und auf dem Weg haben wir schon gesehen, wie immer mehr Kneipen und Restaurants die Gehsteige hochklappen. Wir schaffen noch einen kleinen Apéro samt Sandwich in der Touristenmeile und fischen aus einem kleinen indischen Laden (wieder mal unsere Rettung) noch ein Bierchen und ein paar Chips. Genug Kalorien für einen Tag, an dem ja eh nur die Fähre Höchstleistung erbracht hat.

Das Wetter soll noch ein paar Tage gut bleiben und so entscheiden wir uns gegen einen Sightseeing-Tag in Cagliari. Dafür legen wir unsere Route Richtung Ostküste so, dass wir die Pfade des „Parco Naturale Regionale Molentargius-Saline“ kreuzen. Highlight hier sind die Flamingos. Dieser Ort bei Cagliari ist der einzige der Welt, bei der Flamingos dauerhaft siedeln.

Es lassen sich aber auch eine ganze Menge anderer Wasservögel aus der Nähe bestaunen. Weder die angrenzende Stadt, noch die großen Straßen stören die gefiederten Bewohner hier offenbar. Der Park mit seinen Frisch- und Salzwasser-Bassins, die durch die sehr sandigen Gebiete (Is Arenas) voneinander getrennt sind, ist eines der größten und wichtigsten Feuchtgebiete in Europa.

Schön ist, dass er auf kleinen Wegen gut mit dem Rad zu befahren ist. Immer wieder kreuzen daher auch einheimische Mountainbiker, Jogger und Fußgänger unseren Weg. Am Ende des Parks gelangt man direkt zum Strand Poetto, mit acht Kilometern der längste Sardiniens. Der „Lungomare“ ist fast schon durchgängig in einem top Zustand bzw. wird gerade noch rechtzeitig vor der neuen Saison in Form gebracht. Auch hier heißt es bald: Let the games begin!

Zu unserer Freude ist es sonnig warm und wir genießen noch einen Cappuccino und frische Pizzastückchen. Fast wie Urlaub :)

Zunächst teilen wir uns die SP 17 noch mit recht dichtem Verkehr, nach der Autobahnauffahrt haben wir die wunderschöne Straße direkt am Meer entlang aber ziemlich für uns. Wir genießen das stressfreie Pedalieren auf dem gut gepflegten Teerbelag und erfreuen uns der türkisblauen Buchten, die – karibisch anmutend – wie Perlen an der langen Küstenkette hängen.

Dafür ist Sardinien einfach berühmt. Und im Vergleich zu Siziliens rauhem Charme erscheint Sardinien wie die kleine hübsche Schwester, die vielleicht sogar ein bisschen zur Arroganz neigt, ob der Schönheit, derer sie sich bewusst zu sein scheint.

Der Blick zum Himmel trübt meine Stimmung etwas ein, die doch arg dunklen Wolken verheißen nichts Gutes. Und so fallen auch schon bald später die ersten dicken Tropfen. Vor dem großen Regenguss schaffen wir es aber gerade noch in eine kleine Bar in Solenas. Bei Macchiato und einem Cornetto lässt es sich gut aushalten. Bald hört der Regen auf und wir denken, das war’s erstmal. Bis zum Tagesziel in Villasimius warten noch ein paar Anstiege und so rollen wir weiter, auch wenn es hinten im Tal noch ziemlich schifft. Wir hoffen aber, davon wegfahren zu können.

Womit wir nicht rechnen. Auch vor uns toben schon heftige Regenfälle. Die sehen wir aber erst, als wir die 170 Hm aus Solenas hinaufgekurbelt sind und in die nächste Bucht überblicken können. Es folgt ein eingermaßen wilder Ritt im Starkregen, hinunter und wieder hinauf. In den Senken stehen bereits kleine Pfützen, in den Banketten fließen kleine Bächlein. Als die ersten Blitze in den Bergen zucken, erhöhen wir noch mal das Tempo und schießen in eine kleine Siedlung beim Capo Boi.

Neben einer Bushaltestelle ist ein kleiner Laden mit einem ordentlichen Unterstand. Blitz – 21, 22, Donner. Ui! Jetzt ist es aber echt nah.

Während das Gewitter über uns tobt, scrollen wir schon mal durch die Hotelangebote und finden mit dem Hotel „Janas“ in Villasimius ein schönes und (für uns) preislich angemessenes. Völlig durchnässt sind wir 20 Minuten später vor Ort und werden herzlich empfangen. Das gemütliche Zimmer und die luxuriöse Regendusche – im Gegensatz zur vorherigen – gewollt und schön warm, lassen den Tag angenehm ausklingen.

Am nächsten Morgen ist die Sonne zurück und wir hängen gleich mal einen Erkundungstag dran. Der Strand von Villasimius gehört zu den schönsten Sardiniens und auch die Area Marina Protetta am Capo Carbonara wollen wir uns genauer ansehen.

Erst kurbeln wir aber noch zum Aussichtspunkt zwischen Villasimius und Costa Rei. Dass wir hier in den kommenden Tagen noch dreimal vorbeikommen sollen, wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ist aber auch egal, ist die kurvige SP 18 hier draußen an der Küste doch ein Leckerbissen für Radler. Angenehme Steigungswerte, kaum Verkehr und ein spektakulärer Küstenabschnitt.

Die Planung ist etwas schwieriger, da auf Sardinien nun auch eine Periode mit stärkeren Regenfällen zukommen soll. Da es noch zwei Tage ordentlich und trocken sein soll, beschließen wir, die nächsten 48 Stunden auf dem Campingplatz in Costa Rei – 15 km nordwärts von Villasimius – zu verbringen. Auf dem Weg ein Badestopp in der Cala Pira:

Der Camping Costa Rei liegt wunderbar direkt am Meer und wir bekommen einen schönen Stellplatz etwas abseits der „Massen“. Der Platz ist tatsächlich bereits vollständig ausgebucht und zu über 90% mit deutschen Campervans belegt. Die hohe Dichte an kleinen Kindern, die über den Platz flitzen, spricht für die klassische Elternzeit-Reise. Obwohl der Platz so voll ist, verteilt sich aber alles gut und die Atmosphäre ist entspannt.

Der Strand lädt zu Sapziergängen ein und muss – mit seinen kleinen, grün bewachsenen Hügeln am Ende der Bucht, dem weißen Sand und seinem türkisfarbenen Wasser – den Vergleich mit den Top-Stränden der Welt nicht scheuen. Hier treffen wir auch Priyank und Chad wieder. Es sind die beiden kanadischen Radler, die wir schon am Hafen in Palermo trafen und die uns bei Katrins Platten mit einer kräftigen Pumpe aushalfen. Wir verbringen einen lauschigen und mit guten und lustigen Gesprächen prall gefüllten Abend samt kitschigem Sonnenuntergang in der Bucht.

Während es die beiden am nächsten Tag weiterzieht (sie wollen auf ein Festival nach Sassarì (das letztlich wegen Regens zwei Wochen verschoben werden wird, aber das wissen sie zu dem Zeitpunkt noch nicht), hängen wir noch einen Strandtag dran. Allerdings nicht mit Sommer, Sonne, Baden, sondern grau in grau. Da die Wolken aber noch dichthalten und keine Gewitter im Anmarsch sind, spricht nichts gegen eine weitere Campingnacht und vorher einen ausgedehnten Strandspaziergang.

Der Regen kommt sicher, so viel steht nun fest – je weiter nördlich, desto mehr. So fassen wir den Plan, wieder zurück nach Villasimius zu fahren, um es uns in „unserem“ Hotel drei Tage gemütlich zu machen. Die Ostküste verspricht so viele landschaftliche Highlights und Pässe, dass wir diese nicht im Regen und bei schlechter Sicht befahren wollen.

Zudem sind starke Regenfälle, gerade in den steilen Küstengebieten, ja auch nicht zu unterschätzen. Die Bilder mit den Überschwemmungen in Norditalien sind hier natürlich auch überall zu sehen und so nehmen wir einfach wieder mal etwas Tempo raus und warten, bis die Sonne zurück ist. (Kochen auf dem Balkon auch möglich – sehr gut!)

Ja, ja, der Luxus eines Sabbatjahres eben. Wir sind wieder mal sehr dankbar für die Zeit, die wir hier erleben dürfen.

Am Sonntag findet ein Natur-Race statt – alle scheinen Spaß zu haben:

Und auch ein Fototermin für ein Naturschutzprojekt:

Das alles kann man auf einer Runde um Villasimius sehen. Und außerdem das Capo Carbonara und den Torre di Porto Giunco mit Strand und Lagune.

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