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23.06.2010 (m)
Wir machen uns früher auf als gewohnt, da wir heute gut 100 Kilometer bis Helsinki vor uns haben, wo schon Uli und Matze, unsere Freunde aus dem Allgäu, auf uns warten. Die beiden waren im März von zu Hause aus nach Zentralasien aufgebrochen, mussten das gesteckte Ziel aber in Kasachstan aufgeben, da Kirgisien derzeit unter politischen Problemen ächzt. Schießereien, Plünderungen, Brandstiftungen, fast 2000 Tote, 100 000 Flüchtlinge und eine instabile Gesamtlage sind nicht der Stoff aus dem Radlerträume geschnitzt werden. So nahmen sie einen Flug nach Helsinki, von wo aus wir uns die nächsten Wochen gemeinsam nach Bergen aufmachen wollen. Die Strecke führt heute größtenteils auf der „King`s Road“, durchwegs geteert, leider aber auch deutlich verkehrsreicher. Ein strammer Gegenwind und unzählige Hügel machen die Angelegenheit leicht strapaziös. Die Sonne hat bereits eine ungeheure Kraft, was man aber ob des sehr kühlen Windes nicht so spürt. Erst abends lesen wir an der Röte unserer Backen und den brennenden Augen den Grad der Sonneneinstrahlung ab. Wir sind ziemlich kaputt, als wir in den Campingplatz Helsinki (Rastilia) einbiegen, die Müdigkeit verfliegt allerdings schlagartig, als uns von einer kleinen Anhöhe Uli zuwinkt. Fast ein Jahr haben wir uns nicht mehr gesehen, aber sofort ist alles so, als hätten wir uns erst gestern verabschiedet. Daran erkennt man glaube ich eine gute Freundschaft. Wenig später biegt Matze um die Ecke und schon prasseln die Geschichten und Erlebnisse wechselseitig aus unseren Mündern. Die beiden haben schon eingekauft und so verlagern wir uns an den Grill, wo 1,5 Kilo Lachs und Kartoffeln über selbst gesammeltem Birkenholz essbar gemacht werden. Ein frischer Salat und ein paar kühle Biere runden das Mahl ab. Wunderbar. Die Mittsommernacht (wohl der höchste Feiertag in Skandinavien) steht kurz bevor und es will einfach nicht dunkel werden. Und ist es das gegen 2 Uhr morgens dann mal, wird es auch schon wieder hell. Nach dem aufreibenden WM-Gruppenspiel der Deutschen gegen Ghana (1:0) und der anstrengenden Tagesetappe haben wir aber trotz der Helligkeit keine Schlafprobleme.