04.09.2011 (k) Assisi
Welch eine Wohltat – ein Pausetag! Beschwingt düsen wir hinunter zum Frühstück in eine Bar an der Piazza beim berühmten Löwenbrunnen. Assisi liegt schwül und drückend unter einer feuchtwarmen, weißen Himmeldecke. Genau der richtige Tag, sich nicht allzu viel zu bewegen. Molle hält die Stellung in der Bar, Tina und Matthias ziehen durch die Gassen und ich machen meine Runde durch die Stadt, bewaffnet mit meine Fotoapparat, wie die meisten, die hier von Minute zu Minute immer mehr werdend durchstreifen. Ich besuche die stattlichen Kirchen, die Gruft der Heiligen Chiara, die aufgebahrt auf ihrem Sarg liegt (oder eine Nachbildung zumindest). Sie hat ein neues Kleid angezogen bekommen, ihre alten, zu Fetzen verkommenen Klamotten hängen nebenan hinter Glas, um von Gläubigen als heilige Relikte bestaunt zu werden. Oben wird gerade die heilige Messe auf Englisch abgehalten. Auch in den anderen Kirchen ist gerade Messe-Zeit – das macht die Besuche etwas authentischer als die reine Touristenschar, die sich durchschleust. Nach der dritten Kirche habe ich sowieso alles vergessen, doch es bleibt ein Gesamteindruck, und der ist durchaus imposant. Ich folge den Schildern zur Kirche S. Franceso und durchlaufe die Straße mit den Wohnbezirken und Büros der Missionare. Das Museum der Kapuzinermissionare im Amazonas hat leider noch geschlossen – hätte mich schon mal interessiert, womit die ihre Tätigkeit so rechtfertigen. Wohltat sicherlich – aber für mich hat das einfach einen negativen Touch. Religion sowieso ist mir suspekt – schön anzusehen, die Resultate solcher Religiosität, doch auch befremdlich, all das Heilige und Heiliggetue in dieser Stadt. Mit einer Masse von Gläuben und Glotzern schiebe ich mich durch das bunt bemalte Innere der Franziskuskirche – beim Organisten verweile ich etwas, er spielt moderne Orgelmusik, die doch ins Ohr geht, sofern man sie bei all dem Palaver der Gruppen überhaupt hört. Da hilft auch das „Silecio“ der Oberaufsicht wenig. Ich wähle eine „Höhenstraße“ zurück zur Piazza und treffe auf Tina und Matthias, die eine Eis-und-macchiato-Pause in einer Bar mit Theologiestudenten eingelegt haben. Tina gibt mir Geld für ein Schokoeis – ach ja, da fällt mir ein, ich habe es ihr noch gar nicht zurückgezahlt! Kriegsch dann wenn ihr wieder da seid! :-) Molle sitzt noch immer an bekannter Stelle und wir schenken von Cappuccino hinüber zu einem Glas Weißwein – wie das der Italiener halt so macht, gegen Mittag. Zusammen fahren wir mit den Rädern noch einmal einen Schnelldurchgang an Stadtbesichtigung. Ich weiß ja jetzt, wo es hingeht. Das Grab des Franziskus in der Basilika unter der Kirche ist auch gut besucht. Die Leute kaufen Kerzen, die sie in ein Körbchen legen müssen, von dem sie wahrscheinlich nach geschlossener Pforte wieder zurück auf den Verkaufsstapel gelegt werden, denn so viele Kerzen kann man für den armen Franz gar nicht anzünden, glabue ich. Außerdem kann man für 10 Euro einen Namen für die Heilige Messe aufnotieren lassen oder sonstige Almosen abgeben. Das Mittelalterliche der kathholischen Kirche springt einen hier geradezu an. Aber die Leute scheinen es so zu mögen, wirken glücklich bei ihrem Besuch. Wir beenden unseren für’s erste. Molle fährt schonmal zurück zum Camping, ich keuche noch hinauf zur Festung, um einen schönen Blick von oben zu erhaschen und folge ihm dann. Zum Mittagessen lassen wir uns bei Wein, Wasser, Tortas und Paste (ich teste die berühmte Amatriciana!) im La Stella am Campingplatz nieder. Selbstbedienungskonzept und super lecker! Als wir uns gerade am Zelt einfinden kommt auch Tina angefahren, um den Pausetag zu zelebrieren. Kurz nach Matthias erscheint auch das Gewitter, das uns hinauf in die Sofaecke der Rezeption bzw. die Bar treibt, wo wir im Trockenen lesen, Tagebuch schreiben oder wahlweise Donald Duck gucken. So geruhsam verläuft auch der Rest des Tages und er findet sein Ende nach einem leckeren Essen im mittags schon getesteten Restaurant wieder in der Bar, wo bei Amarao-Tests und Martini-Bier-Absackern der gemeinsame Urlaub, der morgen Ende, Revue passiert wird. Prädikat: hervorragend.
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